Der Karst hat es Veit Heinichen angetan. Bereits im Krimi Die Toten vom Karst (2002) hatte der deutsche Verlagsgründer und Autor, der heute in Triest lebt, seinen Kriminalkommissar Proteo Laurenti in das unwirtliche, felsige Gelände rund um die italienischen Hafenstadt geschickt, um inmitten einer stickigen Atmosphäre voller Nazis, Bomben, Ritualmorde und eines eiskalten Nordwinds seine Fälle aufzuklären. Auch Der Tod wirft lange Schatten führt ins Karst. Und hier kommt Laurenti zugute, dass er sich für Die Toten vom Karst mit der teils äußerst unrühmlichen Geschichte Triests auseinandergesetzt hat. Denn die nackte Leiche, die der immer etwas müde Kriminalist in der unwegsamen Landschaft findet, ist mit der Australierin Mia befreundet, die wiederum mit einer Erbschaftsangelegenheit betraut worden ist. Und bei der spielt eine Lagerhalle eine Rolle, die bis zum Dach mit alten Waffen vollgestopft wurde … „Ich empfinde den Krimiroman als adäquates Mittel, um unsere Gesellschaft abzubilden“, hat Veit Heinichen einmal über seinen Schreibimpuls gesagt. Auch in Der Tod wirft lange Schatten beleuchtet er, wieder einmal mit viel Lokalkolorit versehen, die italienische Wirklichkeit und ihre wechselvolle Historie, vor allem aber auch „die versteckten Neurosen“ Triests, die Kommissar Laurenti immer noch „lieber als die offensichtlichen von Palermo, Neapel oder Mailand“ sind. So ist Laurentis vierter Fall wieder ein ebenso spannender wie erhellender Krimi geworden. Da mag man Heinichen selbst die Schleichwerbung für die Moby Dick-Übersetzung des Hanser Verlags am Ende des Buchs (die im Übrigen ja wirklich großartig ist!) gern verzeihen. –Stefan Kellerer