Erzählfreudig wie eh und je präsentiert Josef Imbach Geschichten aus der fast zweitausendjährigen Geschichte der Kirche. Dabei bringt er Begebenheiten und Vorkommnisse zur Sprache, die in den Kirchengeschichtsbüchern nur am Rand, gelegentlich aber nicht einmal in einer Fußnote erwähnt werden. Indessen haben oft gerade diese scheinbar nebensächlichen Vorkommnisse den Lauf der Dinge nachhaltig beeinflusst. Luther wäre vielleicht nie darauf verfallen, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen, wenn andere sich nicht schon vor ihm mit diesem Unterfangen herumgeschlagen hätten. Von denen jedoch spricht heute niemand mehr. Dass auch Kardinäle gelegentlich Kinder zeugten, stellen selbst Kirchenfromme nicht mehr in Abrede. Aber die Wenigsten bedenken, dass viele politische Entwicklungen anders verlaufen wären, wenn diese Klerikerkinder nicht plötzlich eine Rolle gespielt hätten im europäischen Heiratskarussell, weil einige ihrer Väter den Sprung nach ganz oben, auf den Papstthron schafften. Oder denken wir an die zahllosen Heiligenlegenden! Dabei geht es nicht um die verzweifelte (und meist aussichtslose) Suche nach einem sogenannten historischen Kern , sondern um die Hintergründe ihrer Entstehung und die einschneidenden Auswirkungen, welche sie auf die Frömmigkeits- und damit auf die Geistesgeschichte hatten. Ähnliches gilt vom kirchlichen Brauchtum, das früher den Jahreslauf und so indirekt das öffentliche Leben bestimmte.