„Deutsch vom Aussterben bedroht!“ „Jugendsprache verarmt zusehends!“ Wer kennt nicht die Warnrufe der Kulturpessimisten, die vor allem in der von englischen Brocken durchsetzten Ausdrucksweise der Heranwachsenden deutliche Zeichen des Sprachverfalls erblicken? Könnte da der neu bearbeitete Schülerduden als Gegenmittel dienen? Wie mans nimmt. Auch die Herausgeber kommen natürlich um viele Anglizismen nicht herum und gehen sie deshalb ganz pragmatisch an. „Downloaden“ ist in Ordnung, aber statt des (an sich zulässigen) „downgeloadet“ empfehlen sie das eingängigere „heruntergeladen“. Und wenn man schon jemanden disst, wo man ihn früher verächtlich gemacht hätte, oder sich nicht mehr einwählt, sondern einloggt, dann sollte man das Fremdwort wenigstens richtig schreiben können. Wer die 25.000 Einträge überfliegt, merkt schnell, dass von Verarmung zumindest beim Wortschatz keine Rede sein kann. Den Jungen wird eine Menge zugetraut. Was ist noch einmal ein „Showdown“, von dem der Geschichtslehrer da ohne nähere Erläuterung gesprochen hat? Schreibt man „Apartheid“ wirklich mit ‚d‘ — und warum eigentlich? Antworten auf die allgegenwärtige Frage: „getrennt oder zusammen?“ gibt es in eingeschobenen Info-Kästen und einem eigenen Kapitel im Anhang. Dort werden die Nutzer außerdem zu kreativen Spielereien mit Sprache sowie ernsthaftem Nachdenken über sie ermuntert. Warum bilden kleine Kinder eigene Wörter wie „Pfuierei“ oder „weckern“, die die Älteren aber meistens problemlos verstehen? Wie lassen sich „Schlüsselbart“, „Pechvogel“ oder „Löwenanteil“ zeichnerisch darstellen? Spätestens hier wird aus dem Nachschlagewerk ein Buch, das den Spaß an der Sprache (und an der Beherrschung bestimmter Regeln) in den Vordergrund stellt. Schade eigentlich, dass es seit dem letzten Besuch meines 13-jährigen Neffen spurlos verschwunden ist. –Patrick Fischer
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.