Sie lauern auf Schwächlinge. Sie suchen die Firmen mit Fehlern, aber Potential. Dann schlagen sie zu. Kaufen, kicken raus. Zerschlagen. Verkaufen mit Gewinn. Die Firmenjäger, Raider, Räuber der Wirtschaft. Längst gibt es sie nicht nur im angloamerikanischen Raum. Seit die Globalisierung die einst unentwirrbar verflochtene Deutschland-AG aufgeweicht hat, seit auch hierzulande mit dem Aktienboom der 90er Jahre die Diskussion über Shareholder-Value und Unternehmenskontrolle an Fahrt gewonnen hat und sich die Kapitalmärkte zu entwickeln beginnen, mischen die Firmenjäger auch Deutschland auf. Und mit dem Börsencrash vom März 2000 stürzten die lächerlich hohen Firmenbewertungen in den Keller, Unternehmen wurden zur bezahlbaren Beute für die Raider. Deutschland ist ins Fadenkreuz geraten. Schienen vor zehn Jahren noch feindliche Übernahmen, also der Kauf einer Firma gegen den Willen des Managements, hierzulande undenkbar, haben sich die Zeiten längst geändert. Spätestens seit dem Mannesmann-Kauf durch Vodafone im Frühjahr 2000 wurde das deutlich. Gründlich verfolgt Sedlmaier alle Spuren der Raider. Er analysiert die Ursachen für ihren neuen Erfolg im vereinigten Deutschland der Globalisierungsära. Beschreibt ihre Strategien beim Aufspüren fetter Beute, auf der Suche nach Kapital, in der Arbeit mit ihren Kontrahenten. Und geht den Protagonisten der Firmenjagd nach. Vom frühen Spieler James Goldsmith über Rambo-Raider Guy Wyser-Pratte bis zum Schweizer Renditejäger René Braginsky. Dabei macht Sedlmaier eines deutlich: Vom bösen Bild des Firmenjägers in der Öffentlichkeit hält er wenig. Da täuscht der Untertitel seines Buches Wie Raider Unternehmen kaufen, zerschlagen, verschachern. Sedlmaier räumt mit Vorurteilen auf. Er zeigt, wie feindliche Übernahmen nicht nur im Interesse der Shareholder liegen können, sondern auch der Belegschaft zu gute kommen kann. Er macht deutlich, dass Raider auch positive Effekte haben können: Wenn sie etwa Fehlentwicklungen in einem Unternehmen aufdecken, das Management zur Überprüfung ihrer Strategien bringen und damit die Firma wieder wettbewerbsfähiger machen – auch im Interesse der Shareholder. Sedlmaier untersucht das deutsche Wirtschaftssystem aus einer interessanten Perspektive, auch wenn sein Blick hinter die Kulissen nicht mit investigativen Recherche-Stories wie Außer Kontrolle, das neue Buch über die ComRoad-Pleite von Renate Daum, mithalten kann. Schade, dass der Autor in seinem – trotz einiger Redundanzen – gut lesbaren Buch nicht mehr kontroverse Positionen von Experten der Wirtschaftswissenschaft zum Phänomen des Raiders aufgegriffen hat. Dennoch: Eine lohnenswerte Lektüre. (c)changeX – Online-Magazin für Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft