Wie in einem Brennglas spiegelt sich im Schicksal Georg Schlesingers und seiner zahlreichen Mitarbeiter die politische, soziale, wirtschaftliche und technische Entwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Klar treten auch die Entwicklungslinien der heutigen Produktionstechnik hervor, wenn Leben und Wirken des Begründers der modernen Fabrikorganisation betrachtet werden. Es zeigt sich die akademische Verankerung des Faches nach Schlesingers Berufung auf den im Jahre 1904 an der TH Berlin eingerichteten Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetriebe bis zum Ersten Weltkrieg und seine Profilierung über die Praxisnähe durch Industriekooperationen. Von den Anstrengungen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse für eine erfolgreiche Kriegführung einzusetzen, ist ebenso zu erfahren wie von den Ausbauerfolgen innerhalb des Faches. Die wirtschaftlichen Bedingungen der zwanziger Jahre ließen Rationalisierung und Fabrikorganisation zur Voraussetzung für die erfolgreiche Behauptung deutscher Produkte auf dem Weltmarkt werden. Das Fach und der Berliner Lehrstuhl erfahren in den Jahren vor der Weltwirtschaftskrise eine nachhaltige Blüte. Weltweite Forschungsreisen im Auftrag des VDW verstärken die guten Beziehungen zwischen Wissenschaft und Praxis. Als Schlesinger im Juli 1929 sein 25jähriges Dienstjubiläum feiert, ist er auf dem Höhepunkt seines Erfolges angelangt. Schon vor der nationalsozialistischen Machtübernahme sind erste, politisch motivierte Anfeindungen erkennbar. Sie steigern sich zu denunziatorischen Anschuldigungen und führen zu Festnahme sowie mehrmonatiger Inhaftierung Georg Schlesingers. Nach Einstellung des Verfahrens und der Entlassung aus der Untersuchungshaft tritt Schlesinger mit Stationen in Zürich und Brüssel den Weg ins britische Exil an. Eine ganze Reihe seiner Mitarbeiter wird von den nationalsozialistischen Rassengesetzen ebenso diskriminiert und vertrieben wie der weltberühmte Chef, nicht alle