Manfred Spitzer erregt mit jedem neuen Buch Aufsehen. Kein Wunder, denn für einen Wissenschaftler schreibt er ungewöhnlich verständlich und unterhaltsam. Und was noch wichtiger ist: Er bleibt nicht beim nüchternen Beschreiben von Forschungsergebnissen stehen, sondern spricht kämpferisch und provozierend gesellschaftliche Konsequenzen naturwissenschaftlicher Forschung an und stellt klare Forderungen an Politik, Gesellschaft und jeden Einzelnen von uns. In diesem Buch sind kurze und kürzeste Artikel zusammengefasst, die sich mit den neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften beschäftigen. So sorgte im Jahr 2005 die angebliche Entdeckung eines Gens für Religiosität für weltweite Aufregung. Doch was haben die entsprechenden Studien tatsächlich ergeben? Das legt Spitzer ebenso verständlich wie amüsant offen. Zu den weiteren Themen dieses Buches gehören beispielsweise: warum Kooperation dem Menschen näher liegt als Wettbewerb; warum wir bestimmte Landschaften lieben; wie die Moai-Statuen den Untergang der Gesellschaft auf den Osterinseln beschleunigten; wie Vertrauen entsteht; wie man Google zur Erstellung von Bedeutungsfeldern einsetzen kann; warum Gewinnertrikots oft rot sind. Darüber hinaus geht es um die Angst vor dem Fremden, Hyperscanning, unsere innere Uhr und vieles mehr. Und nicht zuletzt beschäftigen sich mehrere Beiträge mit einem Thema, das Spitzer besonders am Herzen liegt und das er bereits in seinem Bestseller Vorsicht Bildschirm! behandelt hat: der Einfluss des Fernsehens auf Gewaltbereitschaft, Übergewicht und Bildung. Wer über die Entwicklungen in den Neurowissenschaften auf dem Laufenden sein und zugleich ebenso kritisch wie gut unterhalten werden möchte, sollte dieses Buch lesen. Und wem Spitzers drastische Schlussfolgerungen zuweilen suspekt sein sollten, der kann die ausführlichen Literaturhinweise am Ende jedes Beitrags als Angebot sehen, weiter zu lesen und weiter zu denken. — Dies ist ein aufregendes, provozierendes, eine große Themenvielfalt umspannendes Buch, das sicher nicht nur Zustimmung hervorrufen wird, das aber hoffentlich die Basis für viele heiße und produktive Diskussionen sein wird. Gabi Neumayer