Wenn Joschka Fischer in sich geht, dann geht er erst einmal heraus. Erkundet die Landschaft, die Stimmungen und Meinungen. Vorzugsweise tut er dies im Gespräch mit ihm bekannten Journalisten. In diesen gerne eher beiläufig inszenierten Gesprächen sind die Rollen vertauscht. Nicht die Journalisten sind es, die die Fragen stellen, sondern sie sind es, die die nur selten ausdrücklich formulierten Fragen des Politikers beantworten. Etwa wie die eine oder andere Formulierung in der Öffentlichkeit aufgenommen werden könnte, was man wohl nach dieser oder jener öffentlichen Äußerung darüber in der Presse wird lesen können (oder müssen) etc. Dass insbesondere die erfahrenen Politiker mit guten Kontakten zur Presse in dieser Weise vorfühlen, wie wohl draußen ankommt, was sie planen, ist nichts Neues. Es ist für sich genommen auch keine Besonderheit Joschka Fischers. Der aber beherrscht dieses Spiel meisterhaft! Und seine Mitarbeiter wissen genau, wann es wieder so weit ist, wann Joschka, wie sie sagen, auf „Pollenflug“ geht und „Stimmungen, Deutungen und Neuigkeiten einsammelt, wie eine Honigbiene den Nektar“. Diese und etliche andere Geschichten aus dem politischen Alltag, den die beiden Journalisten Elisabeth Niejahr und Rainer Pörtner aus der Nähe kennen, haben sie für uns in diesem vergnüglichen Band versammelt. Mit Machiavelli, den die Autoren in ihrer Einleitung zitieren, hat das vorliegende Buch nichts zu tun. Auch wird hier nicht, wie der Untertitel vielleicht vermuten lassen könnte, analysiert, „wie Politik wirklich funktioniert“. Aber unterhaltsam ist das Ganze, und Einblicke in das politische Geschäft, wie es wirklich ist, werden in den kleinen Erzählungen und Charakterskizzen ebenfalls eröffnet. Die passende Lektüre für Wahlkampfzeiten, in denen man das eine oder andere, von dem man in dem Buch gelesen hat, in der Zeitung oder auf dem Fernsehbildschirm in Variationen vorgeführt bekommen wird. –Andreas Vierecke
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.