Die Konservative Bewegung spaltet die Vereinigten Staaten von Amerika. Davon ist Paul Krugman überzeugt. Auf seiner Suche nach stichfesten Beweisen beleuchtet der Autor schlaglichtartig die US-Geschichte der letzten 100 Jahre. Der grundlegende Gedanke: Die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten kann nur, wer sich der Vergangenheit stellt. Dabei macht der Autor keinen Hehl daraus, dass er politisch auf Seiten der Demokraten steht. Heute sieht Krugman die Vereinigten Staaten in einer vergleichbaren Lage wie vor dem New Deal drei Jahre nach dem Börsencrash von 1929. Damals hatte US-Präsident Franklin D. Roosevelt die Steuern erhöht, um Wirtschafts- und Sozialreformen für mehr Gleichheit durchzuführen. Krugman wiederum zeigt sich davon überzeugt, dass erst dieser aktive Eingriff des Staates eine breite Mittelschicht schuf. Als neokonservative Republikaner wie Ronald Reagan oder George W. Bush schließlich an die Macht gekommen waren und die Gewerkschaften zurückgedrängt hatten, ging die Schere zwischen Arm und Reich dramatisch auseinander. So sieht Krugman die heutigen, horrenden Spitzengehälter als fassbares Ergebnis neokonservativer Politik. Zudem unterstellt Krugman der Konservativen Bewegung, dass sie ihre wahren Ziele hinter populären Forderungen verberge. Wer gegen Abtreibung stimme, bekomme in Wahrheit nur die Senkung der Steuern auf Vermögenserträge, lautet einer der schweren Vorwürfe. Bei seinem Streifzug durch die Geschichte zeigt sich Krugman oft detailversessen und bringt es ganz und gar nicht “straight to the point”. Was die Präsidentschaftswahl im November 2008 betrifft, sieht der parteiische Wirtschaftsprofessor und Kolumnist der New York Times den Stern der Republikaner sinken — und fordert im Gegenzug einen zweiten New Deal. Doch wenn Krugman in seinem Buch die Stunde der Demokraten schlagen hört, geht es nicht nur um fundierte Überzeugungen, sondern dann ist auch der Wunsch Vater des Gedankens. — Herwig Slezak