„Roma o Morte“ – Rom oder den Tod. So steht es zu lesen über manchem der Torbögen der Ewigen Stadt. „Roma o morte“, das war die Devise, unter denen die Truppen der Republik Italien am 20. September 1870 den neun Jahre zuvor vom Parlament in Turin getroffenen Hauptstadtbeschluss umsetzten und das zuvor vatikanische Rom dem vereinigten Italien als dessen zukünftige Kapitale einverleibten. Doch so heroisch die Worte auch klingen und von welch entschlossener Opferbereitschaft sie auch künden: Blutig kann man diesen „Kampf um Rom“ nicht wirklich nennen, der das Ende der alten kirchenstaatlichen Herrlichkeit in Mittelitalien besiegelte, den Vatikanstaat auf die Größe eines Stadtteils zurechtstutzte und dem vereinten, sich zum modernen Nationalstaat konstituierenden Italien die ihm gebührende Hauptstadt gab. Blutig und zudem ein nicht wieder gut zu machendes politisches Debakel hätte die Einverleibung Roms aber durchaus werden können, hätte man die nationale Ungeduld nicht zu zügeln vermocht, die das nachrevolutionäre, monarchisch-republikanische Italien in den 60er-Jahren durchzog. So hatte der Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi schon im August 1860 unter dem Motto „Roma o morte“ 1300 Freiwillige auf die Eroberung Roms eingeschworen, wurde jedoch von der italienischen Armee gestoppt. Als im September 1870 schließlich reguläre Truppen in der zukünftigen Hauptstadt der Republik einmarschierten, erntete man Rom wie eine reife Frucht. Gustav Seibt hat diesem in vielerlei Hinsicht äußerst interessanten Kapitel der europäischen Geschichte ein profund recherchiertes und sehr schön zu lesendes Buch gewidmet, an dem man einzig das Fehlen eines Stichwort- und Namensregisters bemängeln könnte, wenn man wollte. Ich will dies nicht. –Andreas Vierecke