Mitty ist ein Verdränger vor dem Herrn – zumindest in Sachen Fleiß und Schule. Lieber sich in Musik verlieren, mit den Kumpels abhängen oder die Menschen New Yorks beobachten, die er so liebt. Wenn er allerdings nicht schleunigst sein Konzept für die große Hausarbeit in Bio über „Geschichte, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten einer ansteckenden Krankheit“ abgibt, fliegt er aus dem Leistungskurs. Das gäbe mächtig Ärger zu Hause. Es bringt nichts: Mitty muss ran und entscheidet sich für das Thema „Pocken“. Zu Beginn graut es dem notorischen Internetjunkie davor, auch anhand von Büchern zu recherchieren. Als er in einem medizinischen Fachbuch den Umschlag „Schorf-VM-Epidemie, Boston, 1902“ entdeckt, nimmt der Gegenstand seiner Hausarbeit jedoch im wahrsten Sinne des Wortes Besitz von Mitty. Die Reihe 21st Century Thrill garantiert „Atemlosigkeit von der ersten bis zur letzten Seite“. Tatsächlich bietet Code Orange genau das: Was harmlos beginnt, verwandelt sich in einen Alptraum. Denn nachdem Mitty den geheimnisvollen Umschlag öffnet, kommt er mit dessen Inhalt – getrocknetem Pockenschorf – in Berührung. Was, wenn diese Pocken immer noch ansteckend sind, bereits seinen Körper zerstören und Mitty bald zu einer tickenden Zeitbombe wird? Was, wenn eine tödliche Epidemie ausbricht? Naiv wie er ist, veröffentlicht Mitty seine Entdeckung im Internet. Darauf reagieren aber nicht nur wohlmeinende Wissenschaftler, sondern auch das FBI – und Terroristen. Zugegeben, ein bisschen dick aufgetragen ist das schon: Harmlose Hausarbeit, dann FBI. Vielschreiberin Caroline B. Cooney arbeitet einen regelrechten Schlagwortkatalog der gängigsten brisanten Stichwörter im Zusammenhang mit Terroranschlägen ab, von „11. September“ bis hin zu „Bioterrorismus“. Andererseits macht gerade das ihren Jugendbuch-Thriller aktuell und reizvoll. Übertreibungen zugunsten der Spannung werden somit verzeihbar. Schließlich braucht auch jeder gute Actionfilm mindestens fünf unrealistische Minuten Autojagd! — Fenja Wambold