Hallo in die Runde,
bissel peinlich ist’s mir ja schon, das hier so öffentlich zu machen, aber ich weiß ganz einfach keinen Rat mehr.
Ich bin männlich, 32 Jahre alt, bin schwul und mit einem noch älteren Mann seit zehn Jahren zusammen (wir leben auch zusammen). Also eigentlich soweit ganz schick, ich bin beinahe zufrieden.
„Beinahe“ sage ich deshalb, weil es sich hier rund um die Uhr und jeden Tag auf’s Neue echt ausschließlich um Sex dreht! Ich habe gerne Sex mit ihm, macht mir auch echt Spaß, kein Thema – aber seit 2 Monaten in etwa geht mir das Thema echt „auf den Sack“!
Wir sind beide chronisch krank und gesundheitsbedingt beide zu Hause. Ich bin seit einer Weile nach zwei Oberschenkel-Halsbrüchen (beidseitig), vier Operationen und zwei Rehas daheim, er ist Frührentner wegen einer Leberzirrhose, einer Polyneuropathie (eine Nervenlähmung) und Diabetes (Zucker).
(Nur so zur Info, dass ihr versteht, warum wir quasi rund um die Uhr auf- oder nebeneinander hocken…)
Nur jeden Tag, morgens so ab 8:00 Uhr in etwa, steht mein Freund dann auf, geht an seinen PC, der im Wohnzimmer steht.
Was macht er da? Pornos gucken, die hat er sich über Nacht runtergeladen und stundenlang(!) an sich selber „rumspielen“ (ihr wisst sicher, was ich meine…). JEDEN Tag macht er das, ohne Ausnahme.
Dann isst er etwas, stellt fest „och, mir wird bisschen übel, ich glaube ich leg mich noch mal eine Stunde hin“ und geht danach aber gleich wieder an den PC, um erneut Pornos zu gucken. (Zu meinem Glück meist über Kopfhörer).
Sein Problem (was nunmehr auch zu meinem wird): Mit seiner Nervenlähmung und dem Zucker, der ihm mittlerweile sowas von egal ist (er kümmert sich ganz einfach nicht mehr darum) wird er nicht „fertig“, wenn er selber Hand anlegt – also will er, dass ich das mache.
Okay, eigentlich auch kein Thema, wenn man sich liebt. Aber doch nicht den ganzen Tag lang?!? Ich hab KEINEN Bock drauf, den ganzen Tag nur im Bett mit Sex zu verbringen – zumindest nicht JEDEN Tag von morgens bis abends. „Sonst werde ich aber nicht fertig – und das will ich!“ ist sein Argument, und „einmal pro Tag brauche ich das, gerne auch 2-3 Mal!“
Geht aber eben nicht; wegen seinen ganzen Krankheiten kriegt er keine richtige Erektion mehr.
Ich wusste das vorher schon (beim Kennenlernen vor 10 Jahren), mich hat’s auch echt nicht gestört – aber er ist jetzt sowas von darauf aus, dass das doch alles noch fast „krampfhaft“ funktionieren MUSS, komme was wolle. „Das muss doch klappen, ich will fertig werden, morgens nach dem Aufstehen bin ich gleich so spitz, dass ich an den Rechner gehen muss, ich muss doch schauen, wo ich den und den Film nun richtig einordne“ etc. – aber es klappt halt nicht wegen seiner üblen Gesundheit.
Nun streiten wir uns fast täglich genau wegen diesem Thema. Für ihn gibt’s kein „dann klappt’s eben nicht, vielleicht halt später oder morgen wieder!“ – nee, es MUSS ja spontan just in diesem Moment klappen. Aber da spiele ich eben nicht mit; ich habe noch andere Hobbys als Sex.
Von ihm kommen dann Sprüche wie „Du liebst mich ja gar nicht,ansonsten würdest Du mir ja helfen!“ oder „unter diesen Umständen sollten wir uns trennen!“ – Hey, ich habe nie an Trennung gedacht, war ihm auch nie untreu oder so. Aber diese Vorwürfe nehmen so verdammt zu…
Ich habe gerne Sex mit ihm, aber doch bitte mal ne Pause! 2-3 Mal die Woche reicht mir einfach, habe ich ihm alles schon gesagt. Er meint, das wäre nicht normal… ich sehe das ein wenig anders und behaupte, dieses „krampfhafte“ Muss-doch-klappen! ist nicht so ganz normal.
Dazu kommt auch noch seine generelle depressive Grundeinstellung. Er lässt sich absolut gehen in der letzten Zeit. Alles ist schlecht, die ganze Welt ist gegen ihn, keiner kann ihn verstehen, keiner hilft ihm bei irgendwas – dabei schmeiße ich hier trotz Krücken fast alles alleine. Er „kann ja nicht!“.
Nicht mal die Post aus dem Briefkasten holen (dazu müsste man sich ja vielleicht mal Kleidung anziehen) oder wichtige Behördenanrufe tätigen (da hört er das Telefon halt nicht…) – also muss ich das tun, obwohl sowas ja nun wirklich nicht schwer ist. Selbst bei einer billigen E-Mail, die muss ich dann für ihn schreiben.
Er kann nicht zum Einkaufen gehen („Ich schaffe den Weg nicht, ich brech zusammen“, lieber schickt er mich mit meinen beiden Krücken jeden Tag runter und stellt anschließend fest, dass in meinen Rucksack ja nicht wirklich viel hinein passt – also da meckert er dann auch), zum Kochen ist er „zu schwach“ – er müsste ja am Herd stehen und das fällt ihm schwer, wenn ich die Bude aufräume wird’s nicht gesehen oder anerkannt – oder bestenfalls abgetan mit „na muss ja wohl sein“.
Ganz im Ernst – auf so einen Mist habe ich keinen Bock mehr. Ich bin kurz vor dem Breakdown; ich kann einfach nicht mehr. Dann jammert er von seinen Krankheiten, er heult auch fast jeden Abend – „ich kann nichts mehr, ich bin nichts mehr, ich will sterben und einfach nicht mehr aufwachen“ ja sorry, ich b