Noch nie ist Vergewaltigung so gezielt als Kriegswaffe eingesetzt worden. Noch nie haben Frauen so schnell gehandelt. Ich wußte, ich würde es schaffen“, sagte Monika Hauser und behielt recht. Mitten im Krieg errichtete sie in Zentralbosnien ein multiethnisches Zentrum zur Behandlung extrem traumatisierter Frauen. Ab Sommer 1992 erschütterten die Berichte über die massenhafte Vergewaltigung bosnischer Frauen die Welt. Angetrieben von ihrer Wut auf die Trägheit der internationalen Hilfsmaschinerie fuhr die Kölner Ärztin Monika Hauser Ende Dezember nach Zentralbosnien. Ohne organisatorischen und finanziellen Rückhalt legte sie der Kommune von Zenica das Konzept für ein Projekt zur gynäkologischen und psychologischen Betreuung extrem traumatisierter Frauen vor, mietete ein Gebäude an und stellte Personal ein. Monika Hausers Rechnung ging auf. Die Betroffenheit in Deutschland war groß, Spendengelder flossen reichlich. Bereits Anfang April 1993 wurde Medica Zenica eröffnet. Gerade rechtzeitig, bevor der Krieg im Krieg“ mit bosnischen Kroaten begann. Während der einjährigen Blockade durch bosnische Serben auf der einen und bosnische Kroaten auf der anderen Seite entwickelte sich das multiethnische Frauenprojekt zu einem Hilfsunternehmen weit über den ursprünglichen Anspruch hinaus. Unter dem Druck des Krieges vollbrachten die Mitarbeiterinnen Taten, auf die sie niemand vorbereitet hatte. Heute arbeiten übe 70 Bosnierinnen in Medica Zenica. Spannend erzählt Erica Fischer, die mehrfach vor Ort war, über das historisch einmalige Frauenprojekt und setzt sich kritisch mit den Chancen, aber auch mit den Grenzen internationaler Frauensolidarität auseinander.