Buchnotiz zu : Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2003Obwohl Christian Geyer „die große Fähigkeit“ von Jürgen Roth schätzt, „komplizierte naturwissenschaftliche Zusammenhänge dem interessierten, aber nicht einschlägig vorgebildeten Leser begreiflich zu machen“, und obschon er die „lehrreichen und oftmals faszinierenden Passagen, in denen der Hirnforscher bei seinen Leisten bleibt“, von seinem Urteil ausdrücklich ausnimmt, hat ihn dieses Buch verärgert. Roth erweise sich hier als einer der Hirnforscher von dem Schlage, die gerne „körbeweise Steine der Weisen“ auspackten, „die die ganze Philosophiegeschichte bislang vergeblich zu finden hoffte.“ So meine Roth etwa zu wissen, wie das Problem der Willensfreiheit zu lösen sei. Die scheinbar eindeutige Antwort Roths, wonach das „wollende Ich“ im „moralischen Sinne“ nicht verantwortlich sei, „für dasjenige, was das Gehirn tut, auch wenn dieses Gehirn ‚perfiderweise‘ dem Ich die entsprechende Illusion verleiht“, ist dem Rezensenten jedoch zu dünn.“ Was wisse man denn eigentlich, fragt Geyer, wenn man wisse, dass „dieser Teil der Hirnrinde die längerfristigen Folgen unseres Handelns ‚überprüft'“ oder „jener Cortexbereich das impulsive Verhalten ‚kontrolliert'“? Das Problem des Buches sei, so Geyer abschließend, dass der Autor dieses Vokabular der Steuerung nicht in Anführungszeichen setze, sondern buchstäblich verwende – es dann aber eben nur die Illusion von Klarheit herstelle.© Perlentaucher Medien GmbH– Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe:

Taschenbuch
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