Die griffige Formel einer Neuen Bürgerlichkeit sorgt seit einigen Jahren für Aufsehen. Neu an dieser forcierten Thematisierung von Bürgerlichkeit und Bürgertum ist, dass sie alle intellektuellen Generationen und Milieus um-fasst und nicht nur in akademischen Nischen Interesse erregt, sondern gleichermaßen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vorangetrieben wird. Neu aber ist auch, dass dieser neuen Bürgerlichkeit ihr traditioneller Träger verloren zu gehen scheint: das Bürgertum.Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass dieser Diskurs eine der wichtigsten Selbstverständi-gungsdebatten der Berliner Republik darstellt. Sie umfasst verschiedenste Facetten – von der Wiederkehr von Umfangsformen über die Forderung nach mehr Eigenverantwortung für die Gesundheits- und Altersvorsorge oder die Thematisierung von lange tabuierten Feldern (Leitkultur, Elite, Normen) bis hin zur Aufforderung zu zivilgesellschaftlichem Engagement.Im ersten Buch zu diesem aktuellen Thema äußern sich jetzt Autoren von Rang und aus verschiedenen kulturellen Feldern. Der Band dokumentiert und erweitert eine Tagung zum Thema, die 2007 auf Schloss Neuhardenberg stattfand. Er versucht eine analytische Klärung der Frage, was sich hinter der prognostizierten Rückkehr zur Bürgerlichkeit eigentlich verbirgt – ein gesellschaftlicher Wertewandel, ein wirkmächtiges Zukunftskonzept oder nur eine haltlose Wunschprojektion?