Satte 7 Millionen Dollar ließen sich der dänische „Marketingguru“ Martin Lindstrom und seine Sponsoren die Einsicht in etwas kosten, das wir schon immer geahnt haben. Dass nämlich Umfrageergebnisse, zumal wenn sie nur auf der Auswahlmöglichkeit weniger Alternative beruhen, das Papier nicht wert sind, auf dem sie der Öffentlichkeit präsentiert werden. Berge von Ladenhütern oder Wahlergebnisse, die allen Prognosen Hohn sprechen, sind nur einige der auffälligsten Belege für den Bankrott der oft bemühten und viel zitierten Meinungs- und Marktforschung. Demoskopie war gestern. Die Zukunft gehört dem Neuromarketing. Dies hat Lindstorm mit seiner Studie eindrucksvoll bewiesen. Mit den modernsten Methoden der neuronalen Forschung und unter Einsatz der Magnetresonanztomographie hat er 2000 Probanden direkt in ihr zentrales Entscheidungsorgan – sprich: ins Gehirn – geschaut. Und was er dort zu sehen bekam, das dürfte nicht nur Marketingagenten das Gruseln lehren. Nur die Wenigsten offenbaren demnach ihre tatsächlichen Präferenzen, wenn sie danach gefragt werden. Mit anderen Worten: Wo es um Selbstauskünfte über eigene Meinungen oder Vorlieben geht, wird gelogen, was das Zeug hält. Ob nun vorsätzlich oder unbewusst, ob aus Wichtigtuerei oder Schadenfreude bleibt dahingestellt. Spielt im Grunde auch gar keine Rolle. Buy-ology lautet der ebenso klangvolle wie treffliche Titel des Buches, in dem Lindstrom die nüchterne Faktenlage populärwissenschaftlich aufbereitet und aufgepeppt hat. Und dass es ihm dabei weniger um die Funktionsfähigkeit der Demokratie geht, versteht sich von selbst. Aber dennoch auch ein Buch mit hohem Erkenntniswert für all jene, denen es nicht nur um den schnöden Mammon geht. – Franz Klotz