“Diese Ermittlung wuchs sich zu einem Alptraum aus. Schlimmstenfalls war das hier erst der Anfang.“ Zwei junge Mädchen, die gewaltsam getötet wurden, eine weitere, bei Abrissarbeiten gefundene Leiche, die zu einem Mordfall vor Jahrzehnten führt und dann eine völlig unterbesetzte Abteilung, das heißt Stress, aber trotz allem: viel Spannung! In ihrer Art, auf kriminalistische Spurensuche zu gehen, ist Helene Tursten unschlagbar. Mit der Kommissarin Irene Huss, die ausgesprochen glaubhaft in Person, ihrem Sozialleben, in Ansichten und ihrer Arbeit ‚überkommt’, hat der Kriminalroman seine überzeugende Seele gefunden, und dies nicht zum ersten Mal. Wie sagt doch ihr Mann Kirster: „Du hast diesen Instinkt, Und der irrt sich nie.“ Nun ja, bis zur Lösung des Falles, oder besser, der Fälle, dauert es dann doch schon ein Weilchen. Und diesmal vielleicht auch etwas zu lange, denn sehr ausführlich sind die Ausflüge in Privatleben und Vergangenheit einzelner Figuren, dabei nicht immer storyrelevant. Statt dessen wünscht man sich gelegentlich etwas mehr Knistern und Nervenkitzel, dafür weniger nüchterne Details, die dem Geschehen im Ganzen weder Drive, Informationswert oder zusätzliche Spannung geben. Akribisch ist sie und fast pedantisch präzise und genau in ihren Darstellungen: Helene Tursten, eine der meistgelesenen Krimi-Autoren Schwedens, sie setzt auf korrekte Zusammenhänge, komplette Lebensläufe, nachvollziehbare Vergangenheiten. Da fehlt keine Information, dafür manchmal aber vielleicht etwas Pfeffer, ein bisschen Tempo oder Pfiff. Was den Roman über die Krimi-Geschichte hinaus allerdings äußerst spannend und brisant macht, sind die Umstände, unter denen die beiden Mädchen zu Opfern bestialischer Gewalt werden: sie lernen ihren Mörder im Internet kennen, chatten arglos mit einem vermeintlich liebenswerten, jungen Mann, in den sie sich schließlich verlieben. Und dann hat der Mörder seine Opfer da, wo er sie haben will.–Barbara Wegmann
— Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe:

Gebundene Ausgabe
.