Mit den prophetischen Gaben einer Kassandra ausgestattet, gehörte er zu den ganz wenigen seiner Zunft, die schon frühzeitig vor den Gefahren eines überhitzten Immobilienmarkts warnten, der zum Spielball von Börsenspekulationen verkommen ist. Und er war es auch, der am treffsicherten die verheerenden Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten im Gefolge des Zusammenbruchs der großen Investmentbanken vorhergesagt hat, unter denen wir gegenwärtig zu leiden haben. Just auf dem Höhepunkt der globalen Krise wäre der US-Nationalökonom Nouriel Roubini seinem Ruf als „Dr. Doom“ nicht gerecht geworden, hätte er in seinem neuesten Werk etwas Geringeres als Das Ende der Weltwirtschaft ausgerufen, wie es der Campus-Verlag im deutschen Titel so treffend auf den Punkt gebracht hat. Denn während Politiker und Staatsmänner assistiert von Roubinis Kollegen alles tun, um Zuversicht und Optimismus zu verbreiten, geißelt er derartige Attitüden als unverantwortlichen „Nonsens“ und gießt munter weiteres Öl ins Feuer. So hält er es für nichts als illusionäres Wunschdenken zu glauben, das Schlimmste sei schon vorbei. Dabei attestiert er den Anstrengungen, der Krise mit quantitativen Lockerungen der Geldpolitik und fiskalischen Konjunkturpaketen auf nationaler Ebene Herr zu werden, gelinde gesagt, ein gerüttelt Maß an Naivität. Seine Forderungen eines groß angelegten Umbaus des internationalen Finanzsystems, der auch vor radikalen Einschnitten in den Bankensektor bis hin zu Verstaatlichungen nicht zurückschreckt, betrachtet Roubini weniger als Zeichen eines übertriebenen Pessimismus denn als Ausdruck eines gesunden Realismus, den er vor allem den politisch Verantwortlichen immer wieder abspricht. Anhand von Rechenexempeln beziffert er minutiös Sparraten, Kreditzinsen, Subventionsbedarf, Schuldenerlass etc., die er für notwendig hält, um die beängstigend düsteren Worst-Case-Szenarien, die er zusammen mit Stephen Mihm entwirft, zu verhindern oder wenigstens zu mildern. Wenn es nach Roubini geht, steuert die Wirtschaft ohnehin unaufhaltsam auf eine Deflation zu. Nun geht es darum, die Welt vor einer allzu lang anhaltenden Deflation mit all ihren soziopolitischen Negativerscheinungen zu bewahren. Es bedarf keiner besonderen seherischen Fähigkeiten zu prognostizieren, dass es diesem intelligenten Werk an Aufmerksamkeit bestimmt nicht gebrechen wird. Und zwar völlig zu Recht! – Arnold Abstreiter