Das Cover zeigt ein Bild von Jean Cocteau: „Schlaf in Hollywood“ von 1953. Ein friedlich schlafender Junge hält einen Löwen im Arm. Fast symbolisch für die Lebensgeschichte von Hans Stempel und Martin Ripkens. Die zwei Ikonen der Film- und Schwulengeschichte der Bundesrepublik lernten sich 1957 in Düsseldorf kennen. Seitdem verbrachten sie ihr Leben gemeinsam. Eine offene Beziehung in enger Zweisamkeit. Mit journalistisch flotter, anspruchsvoller Schreibe erzählen Ripkens und Stempel abwechselnd in tagebuchartigen Episoden ihr Leben. Persönliches ist dabei, aber auch 40 Jahre Deutschland. Ein Schwerpunkt liegt auf den Jahren, in denen die zwei ihren beruflichen Durchbruch hatten: die 60er- und 70er-Jahre. Beide arbeiten als Filmkritiker für Zeitungen und Zeitschriften. Sie werden zu den führenden Filmberatern beim ZDF und Leo Kirch. Sie helfen mit, sein Reich auszubauen. All dies geschieht nicht aus ideologischen Gründen, sondern auch echter Liebe und Leidenschaft zum Film. Vielleicht liegt hier auch eine der wenigen Schwächen des Buches: Wer sich mit Regisseuren, Filmtiteln, Namen von Kameramännern und den Genres des Fernsehspiels nicht so auskennt, mag bisweilen über Namen stolpern, die dem jungen Leser wenig sagen. Daran gekoppelt sind Geschichten, Ausflüge in die Kulturpolitik der damaligen Zeit. Ein kritischer Rückblick, der ein wenig mit dem Trost daherkommt, dass damals doch alles besser war. Von diesen Schwächen abgesehen ist das Buch einer der Toptitel diesen Jahres. Für Schwule ist es ein echtes Stück Geschichte aus 40 Jahren Szene und schwuler Kulturarbeit. Hinzu kommt ein gutes Stück Zeit- und Mediengeschichte. Manche Stellen gewähren intime Einblicke in die Redaktionsstuben von ZDF und Leo Kirch, als noch keine privaten Fernsehangebote in Konkurrenz zu den öffentlichen Kanälen standen. Hans Stempel und Martin Ripkens beschreiben bekannt kritisch ihre Haltung zur Politik in Deutschland und begeistern mit Lebensgenuss und Liebesfreude, die ihnen Kraft und Energie für eine der faszinierendsten schwulen Beziehungen in Deutschland in den zurückliegenden nunmehr fünf Jahrzehnten gab. Ein MUSS für Geburtstage und Weihnachten! –Martin Kilgus