„Gerüchte sind wie Falschgeld. Rechtschaffene Menschen würde sie natürlich niemals herstellen, aber sie geben sie bedenkenlos weiter.“ Mit diesem Zitat, das Napoleon Bonaparte zugeschrieben wird, beginnt das Buch „Das jüngste Gerücht“ von Rechtsanwalt Dr. Michael Scheele. Der Verfasser ist mit der Thematik des Gerüchts und seinen Wechselwirkungen mit dem Journalismus nicht nur als praktizierender Medienanwalt sondern auch als regelmäßiger Kolumnist für Tages- und Fachzeitschriften bestens vertraut. Zudem war Dr. Scheele selbst mehrmals Zielscheibe bösartiger Verleumdungen und Gerüchte. Der Autor beschreibt die Wirkung von Gerüchten aus juristischer und journalistischer Perspektive sowie aus dem Blickwinkel des Betroffenen. Dadurch gewinnt der Leser einen einmaligen Einblick in die Wirkungsweise und Ursache von Gerüchten, ihre Bedeutung für die Medien sowie die Mittel mit denen sich Betroffene dagegen wehren können. Dabei ist es besonders für Journalisten interessant, die Wirkung von Verdachtsberichterstattung aus der Sicht des Betroffenen zu sehen, der selbst über journalistische als auch juristische Praxis verfügt. Die Exkurse in die Gefilde des deutschen Presserechts sind auch für Laien verständlich und nachvollziehbar. Scheele schildert anschaulich und detailliert, wie Gerüchte entstehen, welchen reiz sie ausüben und welche Gefahr sie für die Betroffenen bergen. Dabei analysiert er die Phänomene sowohl anhand von umfangreich recherchierten wissenschaftlichen Arbeiten als auch aus alltäglichen Schlagzeilen der internationalen und deutschen Medienlandschaft. Neben der Beschreibung der „Gerüchteküche“ gibt der Verfasser hilfreiche Hinweise, wie man sich gegen Gerüchte effektiv zur Wehr setzen kann. Der Autor bedient sich dabei einer erfreulich präzisen und klaren Sprache, die dem Leser nicht das Gefühl gibt, ein trockenes Fachbuch zu lesen, sondern einen spannenden und informativen Erlebnisbericht. Sicherlich gehört es zum Berufsbild des Journalisten, so früh wie möglich Neuigkeiten aufzuspüren und daher auch Gerüchten nachzugehen. „Das jüngste Gerücht“ ist jedoch ein leidenschaftliches Plädoyer für eine sachlich fundierte Berichterstattung, das eindringlich schildert, welcher Schaden entsteht, wenn Journalisten nach dem Grundsatz „ich lass mir eine Geschichte doch nicht durch Recherche kaputtmachen“, verfahren.