Die Flut jener Deutschlandretter-Bücher, deren Autoren als Reservekanzler in den deutschen Problemzonen steckengeblieben sind, geht offenbar zu Ende. Langsam, aber immerhin, melden sich die ersten Autoren zu Wort, die dem alten Regime kündigen und einen neuen Gesellschaftsvertrag schmieden wollen. Der Managementberater Reinhard K. Sprenger repräsentiert diesen neuen Typ. Er fordert die Bürger auf, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und auf die eigene Kraft und Leistung zu vertrauen. Weniger Staat, mehr individuelle Freiheit lautet sein Credo. Notbremse, anhalten, aussteigen, selbst mobil werden! Was natürlich so einfach nicht ist. Jahrzehntelang blickten die Deutschen auf blühende Landschaften. Weshalb der Staat, so Sprenger, in 50 Jahren Sonderkonjunktur die Menschen glauben gemacht habe, „sie hätten einen Rechtsanspruch auf permanent steigenden Wohlstand gepaart mit einem dicht gewebten Sicherheitsnetz“. Die persönliche Verantwortung wurde an der Garderobe des Staates abgegeben. Über die Jahrzehnte blähte sich der Staat zum Alleinvertreter des Bürgers auf. Diese staatliche Machtergreifung der individuellen Lebenswelten ist für Sprenger die Wurzel allen Übels. Die Deutschen werden seit Jahrzehnten von Menschen regiert, „die ihnen nicht vertrauen, nicht viel zutrauen und deshalb auch nichts zumuten“. Mit der Folge: Sie haben das Vertrauen in sich verloren. Der Staat denkt, der Staat lenkt. Das Regieren reicht tief hinein in die individuelle Lebensführung. Um das zu finanzieren, sagt Sprenger, wird der Einzelne zur Ader gelassen, wo immer es geht. Erst Einkommen-, dann Vermögen- und schließlich Erbschaftssteuer. Das Ende vom Lied: Jedes Jahr arbeiten die Bürger mehr als 200 Tage für den Staat. Kein Wunder also: Der Bürger empfindet sich als Opfer. Deshalb gibt es für ihn nur einen Ausweg. Die Freiheit und Vielfalt der Lebensentwürfe vor der zupackenden Hand des Staates zu schützen. Sein eigener Herr sein zu können, ohne die nötigende Willkür eines Anderen. Tun zu können, was man will. Auch wenn dadurch Ungleichheit entsteht. Immer noch besser, als vom Fürsorger Staat zu Tode erdrückt zu werden, meint Sprenger. Kein Zweifel: Alles fulminant geschrieben, aber manchmal doch zu sehr im Wolkenkuckucksheim gefangen. — Peter Felixberger