Braucht man im Zeitalter des Internets und seiner Informationsfülle noch Nachschlagewerke im Bücherregal? Freilich — solange das „Reinkommen“ nicht so einfach ist, wie die Werbung suggeriert, und das Finden meist auch mehr Zeit als gedacht in Anspruch nimmt. Der neue Jugend Brockhaus bietet Wissen satt: zirka 11.000 Stichwörter auf 1.200 Seiten. Optisch ist das dreibändige Werk sehr ansprechend gestaltet, vor allem die vielen Fotos, Grafiken, Tabellen und Karten lockern das Ganze wohltuend auf. Die Bücher sind kompakt, mit strapazierfähigem Einband, sodass sie auch häufigem Gebrauch standhalten. Allerdings wird auch auf den zweiten und dritten Blick nicht klar, was eigentlich das Jugendspezifische dieses Nachschlagewerks sein soll. Die Beiträge wirken wie normale Lexikon-Texte, und man hat nicht den Eindruck, dass hier bezüglich Verständlichkeit und Sprachstil auf die Bedürfnisse jugendlicher Leser — empfohlen wird das Lexikon immerhin ab zwölf Jahren — besonders eingegangen wird. Auch inhaltlich scheint man sich nicht bemüht zu haben, für Jugendliche interessante Themen eingehender zu behandeln. Beispiel Popmusik: Wenn es sich nicht gerade um die allergrößten Stars wie Madonna handelt, blättert man vergebens. Oder beim Stichwort „HIV“ könnte verunsicherte Jugendliche interessieren, welche sexuellen Handlungen riskant sind und welche nicht — leider Fehlanzeige. Auch das Stichwort „Liebe“ würde ein Teenager vergebens suchen. Und dass technische Neuerungen wie MP3 oder UMTS nicht erklärt werden, wäre für jedes Lexikon, das auf dem neuesten Stand sein will, ein Armutszeugnis. So kann man diesem Lexikon aus dem traditionsreichen Brockhaus-Verlag zwar solide Qualität bescheinigen, aber Begeisterungsstürme vermag es leider nicht hervorzurufen. –Christian Stahl
— Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe:

Gebundene Ausgabe
.