Man fragt sich natürlich auf den ersten Blick, warum eine Biografie über Porsche-Chef Wendelin Wiedeking überhaupt notwendig ist. Der Vorstand der Stuttgarter Edelkarossen steht mitten im prallen Leben als Topmanager. Er hat viel erlebt, in der Krise vor Jahren das Zepter bei Porsche übernommen und die Marke wieder nach oben geführt. Aber Wiedeking hat noch viel vor sich. Es ist beileibe nicht entschieden, ob er als ewig strahlender Held in die Geschichte der Automobilindustrie eingehen wird. So wie ihn die Medien seit Jahren überschwänglich feiern, könnte man es fast annehmen. In diese Jubelgesänge stimmt der Wirtschaftsjournalist Ulrich Viehöfer nicht ein. Er hat viel Fingerspitzengefühl walten lassen. Was schon deswegen notwendig war, weil Wiedeking dieses publizistische Vorhaben in keiner Weise unterstützte. Ganz im Gegenteil: Er verteilte Maulkörbe an ehemalige und aktuelle Weggefährten und Mitarbeiter. Viehöfer schreibt: „Aus diesem Grund lehnten tatsächlich eine Reihe potenzieller Gesprächspartner den Kontakt zu mir ab.“ Genau das macht diese Biografie so lesenswert. Sie ist nicht autorisiert und nicht durch den Sprachfilter der Porsche-Presseabteilung geschoben worden. Sie ist einfach gut geschrieben. Neutral und kritisch. Klar, Wiedeking ist ein gefeierter Medienstar unter den Wirtschaftsbossen. Und auch Viehöfer zeigt viel Respekt und Hochachtung vor ihm. Aber er bejubelt ihn nicht, sondern hält kritische Distanz. Denn so spektakulär ist die Person Wiedeking nun auch wieder nicht: ein westfälischer Maschinenbau-Ingenieur ist er, der nach Studium und Lehre zu Porsche ging und dort, mit dreijähriger Unterbrechung, bis zum heutigen Tage blieb. –Peter Felixberger