Außergewöhnlich: Von Anfang an ist klar, wer den Mord begangen hat, an dem der alternde, verbitterte Inspector Mendez ermittelt. Umso unklarer ist jedoch, wann und wo der unausweichliche zweite Mord stattfinden wird, dem genauso wie dem ersten ein bestechendes Rachemotiv zugrunde liegt. Der Gejagte wiederum weiß von der Gefahr, und versucht dem Täter zuvor zu kommen. Es beginnt eine Jagd durch das von käuflichem Sex, Armut und Kapitalismus geprägte Barcelona, während keineswegs klar ist, wer ins Gras beißen wird. Francisco González Ledesma räumt mit seiner Mendez-Serie seit nunmehr 25 Jahren regelmäßig spanische Buchpreise ab. Das erste seiner Bücher, „Der Tod wohnt nebenan“, neunter Teil der Reihe, erscheint nun auf Deutsch. Daraus ergibt sich eine logische Schwäche. Mendez selbst wird von Ledesma nur noch am Rande eingeführt, das Hauptaugenmerk liegt auf seinen Gegenspielern. So wird die Handlung zwar komplexer und detailreicher, jedoch bleibt eine Identifizierung mit dem Serien-Ermittler aus. Ledesma selbst kann dafür freilich keinen Vorwurf machen. Er schafft einfach eine gekonnte und pointierte Story mit schnörkelloser Kulisse, der man letztendlich doch erliegt. Bleibt nur die Forderung nach der Übersetzung der ersten acht Bände. (ml)