Einleitung: Das Thema dieser Arbeit ist die Ermittlung von Schiedswerten für Unternehmen und Unternehmensanteile. Der Schiedswert wird auch Vermittlungswert, fairer Einigungswert oder Arbitriumwert genannt. Ausgangspunkt für die Ermittlung von Schiedswerten ist regelmäßig der Dissens zweier Parteien über den Wert von ganzen Unternehmen oder Unternehmensanteilen und der Vereinbarung, einen neutralen Gutachter mit der Wertfestsetzung zu beauftragen und seinen Schiedsspruch anzuerkennen. Die einzelnen Parteien bestehen dabei aus einem oder mehreren Entscheidungssubjekten. Die Anlässe für den Dissens können dabei sehr unterschiedlich sein. Die Aufgabe des Gutachters besteht nun darin, u.a. einen Wert festzulegen, der den subjektiven Interessen der Konfliktparteien gerecht wird. Voraussetzung für die Festlegung und Akzeptanz des Schiedswertes ist in nicht dominierten Konfliktsituationen die Existenz eines Einigungsbereiches zwischen den Parteien. Dies setzt nicht nur eine mögliche Einigung über den Preis, sondern ebenso über eine Vielzahl weiterer konfliktlösungsrelevanter Sachverhalte voraus. Hierbei sind auch die Beziehungen der einzelnen konfliktlösungsrelevanten Sachverhalte untereinander zu berücksichtigen. Der Erfolg des Gutachters hängt wesentlich von seiner Kenntnis über die Art der Ermittlung der Entscheidungswerte beider Parteien über den als gerecht empfundenen Wert ab. Der subjektive Entscheidungswert kann als Komplex von Bedingungen verstanden werden, der von dem Entscheidungssubjekt bei einer Einigung gerade noch akzeptiert werden kann, ohne daß es ein geringeres Nutzenniveau erreichen würde als beim Scheitern des Schiedsverfahrens. Die Bewertung von Unternehmen ist ein viel diskutiertes Problemgebiet, das im Laufe der Zeit durch verschiedene Wertauffassungen geprägt wurde. Aus den unterschiedlichen Wertauffassungen resultieren verschiedene Bewertungsverfahren, die auch verschiedene Ergebnisse für den Unternehmenswert hervorbringen können. Hierdurch entstehen auch gelegentlich Zweifel an der Richtigkeit des festgestellten Wertes. In Kapitel 2 werden zunächst die Grundlagen der traditionellen Unternehmensbewertung dargestellt. Hierbei werden, nach einleitenden Begriffsdefinitionen und Abgrenzungen in Kapitel 2.1, die einer Unternehmensbewertung zugrundeliegenden Konfliktsituationen bzw. Bewertungsanlässe in Kapitel 2.2 systematisiert. Anschließend werden in Kapitel 2.3 verschiedene Funktionen bzw. Aufgaben von Unternehmensbewertungen in den dargestellten Konfliktsituationen erläutert. Danach werden in Kapitel 2.4 verschiedene Wertbegriffe für Unternehmen und Unternehmensanteile erläutert. In Kapitel 2.5 folgt schließlich eine Darstellung von Grundsätzen zur Ermittlung eines Unternehmenswertes. In Kapitel 3 werden dann verschiedene Bewertungsverfahren der traditionellen Unternehmensbewertung dargestellt und erläutert. Die Bewertungsverfahren wie sie in den Kapiteln 3.1 und 3.2 besprochen werden bezwecken eine Gesamtbewertung des Unternehmens. Die Anhänger der Verfahren, wie sie in den Kapiteln 3.3 bis 3.5 erläutert werden, versuchen der Ungewißheit zukünftiger Ereignisse dadurch zu begegnen, daß sie für ihre Wertermittlungen insbesondere Vergangenheits- und Gegenwartswerte verwenden und auf einer Einzelbewertung der Vermögensgegenstände aufbauen. In Kapitel 4 wird der IDW Standard S1 einer eingehenden Betrachtung mit dem Ziel unterzogen, seine Eignung zur Ermittlung von Schiedswerten zu beurteilen. In Kapitel 4.1 wird zunächst der IDW Standard S1 zur Ermittlung von Unternehmenswerten dargestellt und anschließend in Kapitel 4.2 mit der sogenannten Kölner Funktionenlehre kritisch verglichen. In Kapitel 4.3 wird der IDW Standard S1 dahingehend kritisch betrachtet, in wie weit er zur Ermittlung von Schiedswerten geeignet ist. Im letzten Kapitel 5 werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefaßt und bewertet.
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.