Oberinspektor Chen möchte vor der Arbeit im stickigen Gebäude der Kriminalpolizei von Shanghai noch ein wenig die morgenfrische Luft im Bund-Park genießen. Doch kaum hat er sein Lyrikbändchen aufgeschlagen, wird er von einem Parkwächter um Hilfe gebeten: In einer abgelegenen Ecke des Parks ist eine Leiche gefunden worden, die einen teuren Pyjama trägt und von zahllosen Schnittwunden gezeichnet ist. Wer ist der Tote? Handelt es sich um einen rituellen Triaden-Mord? Chen findet jedoch nicht die nötige Zeit, sich mit diesem Fall zu beschäftigen. Parteisekretär Li macht ihm unmissverständlich klar, dass seine Hauptaufgabe in den nächsten Tagen darin besteht, sich um die attraktive Amerikanerin Catherine Rohn zu kümmern. Rohn ist im Auftrag der US-Regierung nach Shanghai gekommen, um die Ehefrau eines wichtigen Zeugen in einem Fall von Menschenschmuggel in die USA zu begleiten. Allerdings fehlt von der Frau jede Spur, und Chen muss sich eingestehen, dass er dem Charme seiner Kollegin zu erliegen droht — eine missliche Situation an allen Fronten, die nur mit viel Scharfsinn und Fingerspitzengefühl zu einem guten Ende gebracht werden kann … Bereits der erste Roman um Oberinspektor Chen, Tod einer roten Heldin, wurde mit Kritiker- und Leserlob überhäuft. Auch die Die Frau mit dem roten Herzen hat das mehr als verdient — wer sich nur ansatzweise für das Leben im modernen China interessiert, wird an diesem Roman seine Freude haben. Die eigentliche Krimihandlung ist eher dürftig, auch wenn die Polizeiarbeit realistisch geschildert wird, insbesondere die Spannungen, die sich aus Chens Gerechtigkeitssinn und seinen politischen Abhängigkeiten ergeben. Qiu Xiaolong schreibt keine atemlosen Thriller, sondern ruhige Romane mit überzeugenden Figuren und einem präzise gezeichneten Umfeld. Auf Chens weitere Fälle können wir gespannt sein! –Hannes Riffel
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