Wer das Kreuz macht, weiß nicht, wie er es tragen soll Vielbeschworen ist sie, vielgelobt und kaum jemand könnte sich das Leben ohne sie vorstellen: die Demokratie. Kritik an ihr gilt immer gleich als Nestbeschmutzung und wenn doch jemand wagt, Parlamentarismus und Wahlsystem zu hinterfragen, dann mit dem Winston Churchill zugeschriebenen Satz: »Demokratie ist die beste aller schlechten Staatsformen«. Ist sie das wirklich? Die politischen Verhältnisse in Deutschland sähen ziemlich anders aus, hätten wir 2005 statt des deutschen das englische oder amerikanische Wahlrecht praktiziert (vom nigerianischen ganz zu schweigen). Und weiter – ist Demokratie automatisch immun gegen schleichende Verkalkung, Mangelkrankheiten, Schwindsucht und Wahnzustände, nur weil sie die Tochter von Freiheit und Brüderlichkeit ist? Nein, meint Florian Felix Weyh, denn wenn in einem Mitbestimmungssystem selbst in der Wolle gefärbte Demokraten zunehmende Wahlunlust zeigen, ist etwas mit ihm nicht in Ordnung. Eine gewisse Lust an der Provokation ist Weyh trotz aller spielerischen Leichtigkeit nicht abzusprechen, dafür spart er in seinem Buch aber auch nicht mit ziemlich überraschenden Verbesserungsvorschlägen. »Besser eine grobe Rosskur als ein toter Patient«, lautet eine alte medizinische Weisheit, der unser Autor wohl nur zustimmen könnte.
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.