Der Sammelband Die politischen Systeme Westeuropas hat sich längst als Standardwerk etabliert, das eine schnelle Orientierung über die politische Ordnung der Staaten Westeuropas ermöglicht. Nun legt der Herausgeber Wolfgang Ismayr einen Band vor, der nach dem bewährten Muster auch einen systematischen Überblick über alle osteuropäischen politischen Systeme gibt: Dies sind vor allem die nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums (wieder-)entstandenen Staaten sowie die neuen Republiken auf dem Balkan. Aufgenommen wurden aber auch Beiträge zu den beiden Republiken auf Zypern sowie einer über das politische System der Türkei. Auf den ersten Blick leuchtet diese Zuordnung am ehesten unter geografischen Gesichtspunkten ein — schließlich gehört ein Teil der Türkei zu Südosteuropa. Dass diese Zuordnung aber auch sachlich gerechtfertigt ist, wird bei der vergleichenden Lektüre deutlich. Denn mit den osteuropäischen politischen Systemen hat die Türkei etwas Wesentliches gemeinsam: Sie ist immer noch ein politisches System im Übergang. Und die zyprischen Republiken sind dies nicht minder. In insgesamt 21 Beiträgen beleuchten die allesamt einschlägig ausgewiesenen Autoren des Bandes insbesondere die zentralen Verfassungsprinzipien der einzelnen Staaten sowie die Rolle, die dem Staatspräsidenten, der Regierung und dem Parlament innerhalb der Verfassungsordnung und des Regierungssystems jeweils zugewiesen ist: Alle osteuropäischen politischen Systeme verfügen über eine geteilte Exekutive mit einem Staatspräsidenten auf der einen und einem parlamentarisch gewählten Ministerpräsidenten als Regierungschef auf der anderen Seite. Außerdem sind durchgängig die verschiedenen Wahlsysteme, die Struktur und die Aufgaben der Verwaltung, das Wahl- und Parteiensystem, der Gesetzgebungsprozess, die Interessenverbände und die Massenmedien, die politische Kultur, das Rechtssystem, die Strukturen der Regional- und Kommunalpolitik sowie die internationalen Beziehungen Gegenstand der Betrachtung. Wenn man irgendetwas einwenden möchte gegen dieses Werk, dann vielleicht dies: Das Ordnungsprinzip des Bandes selbst, demgemäß die einzelnen Länderartikel nicht alphabetisch, sondern regional angeordnet sind, mag zwar sachlich einleuchten. Für ein Handbuch dieser Art jedoch wäre auch eine alphabetische Sortierung in Verbindung mit einem Griffregister eine schöne Sache. Aber das ist nur ein marginaler Einwand gegen dieses insgesamt unbedingt empfehlenswerte Buch. –Andreas Vierecke
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.