Der mörderische Sprengstoffanschlag auf eine Familie, der Tod eines Fischers und Die Toten vom Karst lassen Commissario Proteo Laurenti in Veit Heinichens neuem Kriminalroman nicht zur Ruhe kommen. Doch damit nicht genug — Ärger mit Ehefrau Laura lenken Laurenti gehörig von seinen komplizierten Fällen ab. Musste sich der Commissario in seinem ersten Fall Gib jedem seinen eigenen Tod nebenher noch um das moralische Wohl seiner Tochter kümmern, kämpft er nun mit der Selbstfindung seiner Frau Laura, die er in ehebrecherischer Mission unterwegs wähnt. Daher widmet er sich dem Mordanschlag in dem Dörfchen Contovello und dem Tod des Fischers Giuliano auf hoher See nur äußerst halbherzig. Als jedoch im Laufe der Ermittlungen Zusammenhänge zwischen beiden Ereignissen deutlich werden und Laurenti Witterung aufgenommen hat, treten die familiären Probleme kurzfristig in den Hintergrund. Richtig unangenehm wird die ganze Angelegenheit, als sich ein Geflecht aus alter Schuld und Rache auftut, dessen Ursprung offenbar in den blutigen Kämpfen zwischen Faschisten und Widerstandskämpfern zur Zeit der deutschen Besatzung zu suchen ist. Heinichen, der seit Jahren in Triest lebt und arbeitet, hat sich in seiner neuen Heimat sehr genau umgesehen. Ihm gelingt nach einem viel versprechenden Debüt das beachtenswerte Kunststück, die komplizierte regionale Zeitgeschichte und besondere Atmosphäre der Region in einen spannenden Plot zu integrieren. Zudem bringt sich Proteo Laurenti, sein sizilianischer Polizist in Triest mit dem Hang zu Selbstmitleid und ständigen privaten Fehden, als originelle Alternative zu seinen berühmten Kollegen von Guarnaccia bis Montalbano hoffentlich nicht zum letzten Mal in Erinnerung. –Ulrich Deurer
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.