Das Ende ist hier erst der Anfang: Der Immobilienhändler Paul Cremer schießt sich in den Kopf – ein letzter Fluchtversuch vor der Vergangenheit. Aber er überlebt und erwacht mit einer Erinnerungslücke von 20 Jahren. Für ihn ist es April 1989, er ist 22 und im Stasigefängnis Hohenschönhausen inhaftiert. Dieses Setting nutzt Buhl geschickt, um Damals und Heute zu verschneiden. Er wechselt von Westen nach Osten, von der Rehaklinik ins Gefängnis und von der Ehefrau zur großen Jugendliebe Hannah. Jener Frau, für die Cremer die Stasifolter durchstanden hat. Obwohl er doch unschuldig war, ein Träumer, aber angepasst. Cremer lässt alles über sich ergehen, wirkt manchmal arg naiv. Aber man ist vom ersten Moment an mit dabei. Ob Wachkoma, Folter oder Isolationshaft, Buhls unglaublich präzise und dennoch atmosphärische Sprache lässt teilhaben. Hier ist kein Wort zu viel, kein Gefühl zu wenig. Die Geschichte des Mannes, der lieber stirbt als sich seinen Erinnerungen zu stellen, verträgt bei Buhl sogar Poesie. Und rüttelt auf: Cremer nutzt seine zweite Chance. Aber viele haben nur eine. (kat)