Die Reaktionen fallen erstaunlich unisono aus: Was, bitte sehr, gibt’s am Duden zu rezensieren? Zum Beispiel ob er, der für sich traditionell nichts weniger als die maßgebliche Letztinstanzlichkeit in Sachen Deutsch in Anspruch nimmt, derartige Vorschusslorbeeren überhaupt noch verdient. Zumal nach dem Desaster der 24. Auflage von 2006, die bezeichnenderweise nicht nur in den Amazon-Kundenrezensionen mehr Schelte als Lob erntete. Zu inkonsistent und indifferent bei der Umsetzung der zumindest mittelfristig letztgültigen Reform der Reform der deutschen Rechtschreibung, lautete die Hauptkritik. Und das obwohl der Dudenverlag im Vorfeld angekündigt hatte, durch sage und schreibe 3000 gelb unterlegte Empfehlungen ein für alle Mal für die nötige Einheitlichkeit in der allzu oft sträflich unbestimmt und variabel gelassenen Revision der deutschen Schreibweisen sorgen zu wollen. Außer der obligatorischen Neuaufnahme weiterer 5000 Stichwörter (vom „Komasaufen“ bis hin zur unvermeidlichen „Abwrackprämie“) und der Erweiterung um einen entbehrlichen Entertainmentteil unter dem Motto „Sprache in Zahlen“ hat sich auch auf den zweiten Blick seit dem letzten Mal nicht allzu viel getan. Darüber können weder die Umgruppierungen bei den Schreibvarianten noch die Tilgung des Rotdrucks oder sämtlicher Hinweise auf die alten Schreibweisen hinwegtäuschen. Auffällig ist, dass über reformbedingte Peinlichkeiten wie etwa die Trennung von „Anal-phabeten“ nicht mehr stillschweigend hinweggegangen sondern blau unterlegt offensiv hingewiesen wird. Doch der nachfolgende Querschnitt von Duden-Empfehlungen, zusammengestellt von der Forschungsgruppe Deutsche Sprache e. V. mag für sich sprechen: Furcht einflößend, furchterregend, Energie sparend, platzsparend, Raum sparend, zeitsparend, Staaten bildend, klassenbildend, Sporen bildend, blutbildend, Segen spendend, gnadenbringend, kaputt machen, kaputtsparen, stramm ziehen, strammstehen, geradebiegen, gerade richten, allgemeingültig, allgemein verbindlich, nichtssagend, nichts ahnend, weit gereist, weitverbreitet, hochdekoriert, hoch dotiert, eine Handvoll, eine Zeit lang… Alles klar? Wie schon bei der 24. Auflage ist der Duden Band 1 auch wieder in einer Version mit einem elektronischen Wörterbuch auf CD-ROM als Beilage erhältlich. Die Software lässt sich unter Windows, Mac OS X und Linux problemlos in die elektronischen Rechtschreibprüfungen der gängigsten Textverarbeitungsprogramme integrieren. Mit diesem Feature hat der Verlag also langfristig Vorsorge getroffen, im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung der Schreibarbeit mit seinen Wörterbüchern in Papierform nicht gänzlich obsolet zu werden. Zumal die Duden-Software den rudimentären elektronischen Standardwörterbüchern qualitativ doch deutlich überlegen ist. Nicht ganz nachvollziehbar bleibt allerdings die Preispolitik. Für den Duden inklusive einfachem Silberling muss man fast 3 Euro mehr berappen als für das Duden Medienpaket mit Buch plus Korrektor kompakt im Jubiläumspack, der freilich exklusiv vom Betriebssystem Windows ab Version 2000 unterstützt wird. – Franz Klotz