Der Gründer der dm-Drogeriemarktkette und Inhaber des Entrepreneurship-Lehrstuhls der Uni Karlsruhe Götz W. Werner ist einer der engagiertesten Verfechter eines radikalen Kurswechsels in der Sozial- und Steuerpolitik. Seit Jahren wirbt er für ein allgemeines Grundeinkommen und hat sogar eine bundesweite Anzeigenkampagne initiiert, um diesen neuen Ansatz publik zu machen. Dessen Grundidee ist einfach und radikal: Jeder Bürger erhält ein Grundeinkommen, das grundsätzlich und bedingungslos gezahlt wird. Es tritt an die Stelle aller bisherigen Transferleistungen und wird nicht mehr kontrolliert. Weil weder Anträge gestellt, noch Bedürftigkeiten kontrolliert werden müssen, macht diese Grundsicherung die Sozialbürokratie überflüssig. Ein Grundeinkommen würde laut Werner Sozialtransferleistungen in Höhe von 580 Milliarden Euro im Jahr ersetzen. Werner geht aber noch einen Schritt weiter: Er verbindet den Umbau des Sozialsystems mit einer grundlegenden Steuerreform und schlägt vor, die einkommensbasierten Steuern zu senken und dafür die Konsumsteuern zu erhöhen. Nicht mehr Leistung soll besteuert werden, sondern nur noch der Konsum. Der Nutzen eines Grundeinkommens könnte vor allem in der Trennung zwischen dem Arbeitsmarkt und der Sozialpolitik liegen. Auf der individuellen Ebene eröffnet ein Grundeinkommen den Menschen die Chance, zu tun, was sie wirklich tun wollen. In einer Ökonomie, in der Wissen und Dienstleistungen eine zentrale Rolle spielen, hat dies laut Werner entscheidende Bedeutung für die Leistungsfähigkeit. Werners Buch ist nützlich zu lesen, weil es einen ganzheitlichen Ansatz zur Reform unseres Sozialstaates darstellt. Der Begriff „Solidarität“ erhält in dieser Vision neue Glaubwürdigkeit. Globalisierung, Automatisierung und Digitalisierung werden nicht aus kurzfristigen Interessen heraus verteufelt. Und wichtige Erkenntnisse aus der Sicht der Arbeitgeber kommen darin zum Ausdruck: „Wir brauchen kein Recht auf Arbeit und keine Pflicht zur Arbeit – wir brauchen einen freien Willen zur Arbeit.“ — Sigmar von Blanckenburg
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.