Der Sozialstaat von morgen ist nur zu retten, indem man heute radikale Einschnitte vornimmt. Davon ist Oswald Metzger überzeugt. Und so durchforstet der Politiker sämtliche Problembereiche der aktuellen Politik, vom Steuersystem bis zum Arbeitsmarkt — und plädiert für einen konsequenten Reformkurs. Dass es Metzger nicht an guten Ideen und Mut zum Querdenken mangelt, hat er bereits acht Jahre lang als Haushaltsexperte der Grünen im Bundestag bewiesen. Mit diesem Buch macht er auch deutlich, dass er in die Politik zurückdrängt: Metzger will sich nicht damit zufrieden geben, dass ihm seine Parteifreunde in Baden-Württemberg vor der Bundestagswahl 2002 einen attraktiven Listenplatz und damit den Wiedereinzug ins Parlament verweigert hatten. Oswald Metzger hält eine Brandrede auf das Versagen der Politik in den letzten Jahrzehnten und schlägt harte Alternativen vor: Weg mit dem übertriebenen Kündigungsschutz — der habe sich „längst zur Einstellungsbarriere entwickelt“. Sozialleistungen nur noch für wirklich Bedürftige — „Arbeit muss sich lohnen, Müßiggänger dürfen nicht belohnt werden“. Abschied vom derzeitigen Rentensystem — stattdessen sollten die Menschen länger arbeiten und stärker selbst fürs Alter vorsorgen. Runter mit den Haushaltsdefiziten — man müsse „der Politik das Instrument der Verschuldung aus der Hand schlagen“. Der grüne Ex-Haushälter räumt ein, dass seine Anstöße zum Teil auch aus den Parteiprogrammen von FDP oder Union stammen könnten. Trotzdem beansprucht der Autor, ein spezifisch grünes Konzept vorgelegt zu haben: Für ihn geht es in der Finanz- und Sozialpolitik, ebenso wie beim Umweltschutz, um „Nachhaltigkeit“ — und danach verbietet es sich, heute auf Kosten künftiger Generationen zu leben. Immer wieder klingt in Metzgers Buch ein wenig gekränkte Eitelkeit durch. Wenn er die ehemaligen Berliner Politkollegen als intrigant und egozentrisch schildert, ist zu merken, dass er seinen erzwungenen Abschied aus der Politik noch nicht verwunden hat. Trotzdem: Metzgers Problemanalyse trifft ins Schwarze. Um den Reformstau in Deutschland aufzulösen, müssen viele von jenen Rezepten her, die Metzger vorschlägt. Dass es in allen Parteien Köpfe gibt, die dies erkannt haben, zeigt Metzgers Buch. –Christoph Peerenboom