Daß Europa „nicht mehr die Welt“ ist, zeigt die Entwicklung in Asien täglich aufs neue. Kulturrevolution in China, Krieg in Vietnam, Bevölkerungsexplosion und Hungerkatastrophen in Indien, stürmischer industrieller Aufschwung in Japan, Umsturz in Indonesien, Machtergreifung des Militärs in Pakistan – der asiatische Kontinent ist in Bewegung wie kein anderer. Was hier geschieht, wirkt entscheidend auf die Zukunft der Menschheit ein. Dieser Band beschreibt die Vorgeschichte der heutigen Situation. Dazu gehört der Kampf der Völker Asiens gegen die Unterdrückung durch europäische Kolonialherren, gehört der Zweite Weltkrieg, dem im asiatischen Bereich der japanische Imperialismus das Gepräge verlieh, gehört die schwierige Phase des Übergangs aus kolonialer oder halbkolonialer Abhängigkeit in die nationale Selbständigkeit. Die Autoren dieses Bandes beschreiben die wichtigen Stationen, die entscheidenden Ereignisketten dieser Entwicklung, analysieren die Hintergründe und verdeutlichen die gewaltigen Aufgaben, denen sich die zum Teil erst vor kurzem in ihre eigene Geschichte zurückgekehrten Staaten Asiens heute gegenübersehen (Bekämpfung der rapiden Bevölkerungsvermehrung, Beseitigung des Hungers, Auf- und Ausbau von Industrien usw.). Herausgeber ist Lucien Bianco, Directeur d’Etudes an der Ecole Pratique des Hautes Etudes (Paris). Die Professoren Buddruss (Mainz) und Bechert (Göttingen) behandeln Indien und Ceylon; Professor J. Robert und Paul Akamatsu befassen sich mit der jüngsten Geschichte Japans. Professor Lé Thành Khôi schreibt über Südostasien. Den Weg Chinas vom Kaiserreich zur kommunistischen Volksrepublik stellt der Herausgeber selbst dar. Der Band ist in sich abgeschlossen und mit Abbildungen, Kartenskizzen und einem Literaturverzeichnis ausgestattet. Ein Personen- und Sachregister erleichtert dem Leser die Orientierung.3-10-073555-2Ein Charakteristikum des erzählerischen Werks von Arthur Schnitzler ist es, das Neue, Bedeutsame und bis dahin noch nie Gewagte aufzugreifen. Dabei setzt er äußeres, reales Geschehen und inneres, psychisches Erleben in engen Bezug zueinander und vermittelt so dem Leser deren Wechselwirkung. Das schließt das Gesellschaftliche sehr bewußt ein; im Roman »Der Weg ins Freie« wird es in weit geführten Dialogen sowie durch die Gegenüberstellung unterschiedlicher Interessen und die Verschmelzung vergleichbarer Verhaltensweisen zum eigentlichen Thema. Entsprechend steht nicht das individuelle Schicksal des Helden Georg von Wergenthin und seiner Geliebten Anna Rosner im Mittelpunkt, sondern die Amalgamierung des Jüdischen und des Wienerischen kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert.3-10-044104-4Monticiano, ein kleiner toskanischer Ort, Mitte September. Das unbeständige Wetter mit heftigen Regenfällen beginnt, der Wind pfeift über die roten, erzhaltigen Hügel, es riecht nach Sommerende. In der Bar Lippi kommt man zusammen, führt endlose Gespräche über Sensationen und Alltägliches, die gastritische Großmutter, das Erbe, die Steuern, die Regierung oder darüber, wie lang es eigentlich dauert, auf der Via Cassia nach Rom zu fahren. Oder über den merkwürdigen Deutschen, der seit kurzem auf dem nahen Monte Siepi in einem Zelt lebt und der, wegen seinen schulterlangen roten Haare und seinem einnehmenden Lachen, nur »Il Santo« genannt wird. Flüchtig, eher zufällig ergeben sich erotische Geschichten zwischen Santo und mehreren Frauen. Da ist Cinzia, die Bibliothekarin, deren Bücher nach Holzschnitt, Muskat, Zimt und Vanille duften, die Kindergärtnerin Sara, die der Enge und Armut Kalabriens floh, und die aufreizend spröde siebzehnjährige Donatella, die ältere Tochter der Lippis. Gaia, ihre siebenjährige Schwester, neugierig dabei, die Welt zu entdecken und selbst zu erfinden, verfolgt Santo und seine Verhältnisse mit großem Forschungsinteresse. Und Irene kommt ins Spiel, eine Kindheitsfreundin von Santo. Sie reist durch die Toskana und bewegt sich, ohne es zu wissen, auf Santo zu. Eines Tages verschwindet Santo, scheinbar so willkürlich, wie er gekommen ist. Dagmar Leupold erzählt eine eigentümlich schwebende Geschichte, kunstvoll zusammengefügt aus einzelnen Episoden, in denen das leichthändige Erzählen den eigensinnigen Figuren folgt und sich dabei verschiedene Perspektiven und Stimmen gibt. In einer luziden, präzisen und zugleich spielenden, schwerelosen Sprache entwirft sie ein Mobile erzählerischer Lust.3-10-015322-7Diese von Hilde Domin selbst ausgewählten und geordneten Gedichte, die Bekanntes und Neues miteinander verbinden, bestätigen aufs schönste, was Marcel Reich-Ranicki bereits den früheren attestiert hat: wenn sie »etwas aktivieren sollen, dann im Leser den Menschen«. Und er begründet dies mit der Feststellung: »Hilde Domin glaubt an die Erlösung durch das Wort, durch die Sprache.«3-10-022117-6»Kaum je … hat die unmittelbare deutsche Nachkriegszeit einen schonungsloseren und wortmächtigeren Chronisten als Dieter Forte gefunden. Unter seinem erinnernden Blick wird unsere oft so erinnerungslose Wohlstandswelt gleichsam durchsichtig hin auf die Trümmer, aus denen sie sich erhebt« – schrieb Markus Schwerig im Kölner Stadt-Anzeiger. Diese eminente Chronik deutscher Geschichte, der Dieter Forte den Gesamttitel Das Haus auf meinen Schultern gab, wird nach seiner Vollendung jetzt zum erstenmal in einem Band vorgelegt. In dem Roman Das Muster, dem ersten Teil der Trilogie, beschreibt Dieter Forte die Jahrhunderte andauernde Wanderschaft einer italienisch-französischen und einer polnischen Familie quer durch Europa. »Es ist eine einzige große Geschichte, in der zahllose kleine Geschichten, Haupt- und Nebenfiguren durcheinanderwirbeln und schließlich, in den Trümmern dieses Jahrhunderts, zum Stillstand kommt«, meinte Volker Hage im Spiegel. Der zweite Teil, Der Junge mit den blutigen Schuhen, zeigt, wie die beiden Familien im Rheinland verschmelzen und in einer kuriosen Mischung der Mentalitäten die dreißiger Jahre und vor allem den Zweiten Weltkrieg durchleben. »Fortes Erzählkunst und Sprache«, urteilte Walter Hinck in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, »bewähren sich vor einer der schwersten Aufgaben: der Darstellung einer Zeit, da die Menschen auf ihre nackte Existenz zurückgeworfen sind.« Aus dieser vom Bombenkrieg total zerstörten Stadtlandschaft berichtet der dritte Teil der Trilogie, In der Erinnerung. Forte ruft die Trümmerlandschaften der Nachkriegsjahre ins Gedächtnis, die von körperlich wie seelisch zutiefst traumatisierten Menschen bewohnt wurden. Er richtet seinen Blick auf die Absurditäten und Ironien dieser Zeit, auf die anarchischen Züge des Lebens nach dem Zusammenbruch aller staatlichen Regeln und die ersten Anzeichen einer reflexhaften Rekonstruktion gesellschaftlicher und zivilisatorischer Ordnung. »In der Erinnerung … setzt mit einer Beschreibung der sogenannten Stunde Null ein. Sie ist der geheime Flucht- und Höhepunkt des gesamten Romanprojekts. Der Tag, die Nacht, Sonne und Mond, Erschaffen und Vergehen. Die Ruhe vor der Schöpfung fällt in eins mit der Ruhe nach der Apokalypse. Ein Hinweis darauf, was dieser Roman, der Familienepos, Geschichtsbuch, Essay in einem ist, außerdem noch darstellt: eine poetische Totenrede«, schrieb Ursula März in Die Zeit.3-8105-1138-2Wenn eine Frau Mutter wird, verändert sich ihr Leben völlig, verschiebt sich die Sicht auf viele Dinge, aber auch auf die eigene Person und den Partner. Kinder sind die besten Lehrer, wenn es darum geht, neue Seiten an sich selbst zu entdecken. Sie sind eine Herausforderung an die Eltern, erwachsen zu werden und zu begreifen, was wirklich zählt. Harriet Lerner, selbst Mutter, hat ein Buch für alle Frauen geschrieben, die verstehen wollen, was Muttersein bedeutet und welche Erfahrungen damit verbunden sind. Aus psychologischer und zugleich persönlicher Sicht beleuchtet die Autorin einfühlsam und humorvoll Fragen und Ängste von Müttern. Sie zeigt aber auch die Grenzen, die jeder Mutter gesteckt sind. Dazu gehört zum Beispiel das Gefühl der Ohnmacht, weil man das eigene Kind nicht vor allen Gefahren schützen kann. Wer ein Kind hat, kennt den hohen Anspruch, eine perfekte Mutter zu sein, und den Kummer darüber, wieder einmal versagt zu haben. Das Buch begleitet Frauen durch das Auf und Ab des Mutterseins und zeigt, dass wir nicht perfekt sein müssen, um von unseren Kindern geliebt zu werden, wenn wir umgekehrt bereit sind, unsere Kinder mit ihren Unzulänglichkeiten und Eigenarten zu lieben. Lerner stellt auf ihre kluge und warmherzige Art dar, was wir ändern können und wann wir besser daran tun, unsere Grenzen zu akzeptieren.3-10-040216-2In einem vornehmen Wohnviertel Manhattans wird die Leiche eines noch jungen Mannes gefunden, der allem Anschein nach freiwillig verhungert ist. Sein Name, Daniel Rowan, steht bald fest, doch die Umstände seines Todes bleiben rätselhaft. Als wenig später ein zweiter Toter gefunden wird, auch er verhungert, liegt der Verdacht nahe, daß beide Opfer eines heimtückischen Verbrechens geworden sind. Detective Bell von der New Yorker Polizei, der sich an die Aufklärung dieses mysteriösen und unheimlichen Falles macht, muß bald erkennen, daß ihm die Ermittlungen psychisch das Äußerste abverlangen. Er beginnt ein Verhältnis mit der Schwester des toten Daniel und wird tief in die Geheimnisse der Familie und der Freunde, aber auch der eigenen Vergangenheit hineingezogen. Immer weiter läßt er sein bisheriges Leben hinter sich, immer mehr verschmilzt seine eigene Identität mit der des Toten. Parallel zu den Nachforschungen Bells wird der Leser mit der Leidensgeschichte Daniels konfrontiert, die im Alter von vierzehn Jahren beginnt und mit seinem Verhungern grausig endet. Nach dem Unfalltod seines kleinen Bruders landet er mit Eßstörungen in der Psychiatrie, von der überforderten Familie ausgegrenzt und »vergessen«. Dort lernt er in der ätherischen Emma eine Leidensgefährtin kennen, mit der ihn bald eine ebenso beglückende wie zerstörerische Liebesbeziehung verbindet. Gemeinsam wagen sie ein neues Leben. Daniels geheimnisvolle Vergangenheit und Detective Bells zunehmend obsessivere Suche nach der eigentlichen Ursache seines Todes sind zwei Erzählstränge, die unaufhaltsam aufeinander zu laufen. Aus ihrer höchst kunstvollen Verknüpfung ergibt sich das unauslöschliche Bild von einer an emotionaler Auszehrung leidenden Gesellschaft, von Hunger als Signum unserer Zeit.3-10-020408-5Katoomba ist eine australische Kleinstadt am Fuße der majestätischen Blue Mountains – ein wohlgeordneter und zugleich bizarrer Ort, wohin es diejenigen verschlagen hat, die auf der Suche nach ihrem Heil sind: Tuberkulosekranke, die hier ob der guten Luft Genesung zu erlangen hoffen, aber auch scharenweise Mystiker, Spintisierer und reiche Ruheständler. Doch dann taucht im Sommer des Jahres 1907 ein seltsamer Vogel auf, der die allseits bekannten Besucher-Kategorien sprengt: es ist Harry Kitchings, ein junger Photograph, der seine bewegte Vergangenheit hinter sich gelassen hat, um sich nunmehr einem ausschließlichen »Dienst an den Wolken« zu verschreiben. Ihre ungreifbaren, stets im Wandel befindlichen, gegenständlich-abstrakten Formationen sucht er – wie sein reales Vorbild, der berühmte australische Photograph Harry Phillips – in immer neuen Variationen photographisch festzuhalten. Ein eigenwilliges junges Mädchen, Eureka Jones, im bürgerlichen Leben Apothekengehilfin, erliegt gemeinsam mit dem Photographen der Faszination der Wolken. Unter seiner Anleitung durchläuft sie eine Art »Schule des Sehens«, während sie, begabt mit dem »zweiten Gesicht«, seine Sensibilität für das Unsichtbare, den Augen nicht Zugängliche schärft. Für die ganze Stadt – und für Eureka selbst, die sich auf den ersten Blick in ihn verliebt hatte – gilt es als ausgemacht, daß Harry Eureka einen Heiratsantrag machen wird – auch wenn dieser Jahre auf sich warten läßt. Aber eines Tages kommt Harry nicht allein nach Katoomba zurück, sondern in weiblicher Begleitung … Diese Geschichte, von der 36jährigen Eureka aus der Retrospektive erzählt, ist weitaus mehr als die Geschichte einer verzehrenden Beziehung, die ohne Erfüllung endet; es ist die Geschichte einer Verzauberung, einer doppelten künstlerischen Berufung – und nicht zuletzt der Selbstfindung einer starken Frau.3-10-010213-4»Die Zeit ist müde geworden und verschlissen, und schon ist die neue zur Ablösung da und beschnuppert dich kurzsichtig mit gierigen Nüstern.« Alan Tschertschessows Debütroman erzählt, wie Fremdheit zum Ferment von Veränderung wird. Aus der Erinnerung wechselnder Figuren entsteht die Geschichte des »Einsamen«, eines selbstbewußten Außenseiters, der gegen die Despotie von Tradition und Gesellschaft aufbegehrt. Ein zehnjähriger Waisenjunge stiehlt ein gestohlenes Pferd zurück. Als die Bewohner des kaukasischen Gebirgsdorfes ihn dabei ertappen, ahnen sie noch nicht, daß der Junge mit dieser symbolischen Tat eine eigentümliche Position eingenommen hat: die des Fremden, der der Gemeinschaft den Spiegel vorhält und alle gültigen Wahrheiten in Frage stellt. Der Einsame richtet sich in einem verlassenen Haus ein, verschafft sich durch einen listigen Handel das tägliche Brot und eine rostige Flinte und erobert sich einen Platz auf dem Nihas, dem Versammlungsort der Ältesten. Und er verführt die Anwohner zu Neuem – zum Kartenspiel, zur Malerei, zum Geschäft, zu Ausflügen in die russische Festung … Seine Herausforderungen lösen Kettenreaktionen von Wetteifer und Geltungssucht aus. Als Heranwachsender versucht der Einsame, in die eskalierenden Ereignisse einzugreifen und Schicksal zu spielen. Doch damit scheitert er: Wie die Figur aus einer griechischen Tragödie kann er nur schuldlos schuldig werden.3-10-027014-2Mit einer seltenen Sensibilität für jene alltäglichen Dinge, die tiefer als große Veränderungen unter die Haut gehen, hat Nadine Gordimer den Akzent ihres Schreibens auf die Widersprüchlichkeiten der »weißen Seele« im Südafrika der Rassentrennung gelegt: auf die Paradoxie, einer herrschenden Elite anzugehören und gleichzeitig an deren Brutalität zu leiden. So wurde sie nicht nur zur Chronistin des schwarzen Befreiungskampfes, sondern auch zur literarischen Erforscherin des psychischen Elends, das sich in den Villen der weißen Liberalen eingenistet hatte. Gerade in ihren Erzählungen erforscht sie in Standbildern von bewundernswerter Präzision die Selbstzweifel der progressiv eingestellten Intellektuellen, ihre etwas abgestandenen Existenzkrisen, ihre altmodische Libertinage, ihr Spießertum, ihre kleinen Fluchten in den Rausch oder ins politische Engagement – kurzum, ihre uneingestandenen Ängste um die eigene weiße Haut … Dank Nadine Gordimers großer erzählerischer Meisterschaft werden aus politischen Themen universale Dialoge.3-10-008308-3Nicht um Selbstdarstellung ist es Peter Brook in seinen Erinnerungen zu tun, sondern darum, Zeitfäden zu verweben und rückblickend prägende Muster seines Lebens aufzuspüren. So folgen Fragmente von Erinnerungen aufeinander, die den künstlerischen und privaten Weg nachzeichnen, vor allem aber Erfahrungen festhalten, in denen Brook sich selbst erkennt. Nach einem kurzen Mißverständnis als Werbefilmer findet Brook rasch seinen Weg zum Theater. Selbstbewußt und respektlos nähert er sich der gepflegten Theatertradition im England der Nachkriegszeit. Anekdotisch und mit ironischen Seitenhieben auf hysterische Operndiven, schläfrige Beleuchter und unflexible Bühnenbildner wird diese Auseinandersetzung in Szene gesetzt. Eine zunehmend größere Rolle im weiteren Leben spielen spirituelle Erfahrungen, die Brook schließlich dazu führen, sowohl die professionelle Theaterarbeit als auch das eigene Leben als Suche zu verstehen. Dies spiegelt sich in den 60er Jahren in der Beschäftigung mit einer eigenen Schauspieltruppe, die sich u.a. experimenteller Stimm- und Körperarbeit widmet und in der er auf das Privileg des Regisseurs, vorab Entscheidungen zu treffen, verzichtet. Mit der Gründung des »International Center of Theater Research« 1970 beginnen bewußt und intensiv ausgekostete »Lehr- und Wanderjahre«: drei faszinierende Jahre wird Brook mit einer multinationalen Truppe auf Wanderschaft sein und vor wechselnden Zuschauern improvisieren. Einer der Höhepunkte dieses Buches ist das Kapitel, in dem Brook am Beispiel seines Films über Gurdjieff und der mehrjährigen Arbeit am Indien-Projekt »Mahabharata« das Zusammenfließen seiner spirituellen und professionellen Erfahrungen schildert und das Theater als »Akt des Heilens« qualifiziert, das zeigt, daß »alle Möglichkeiten immer da sind«.3-10-038159-9Der Band erscheint gleichzeitig mit dem Band ISBN 3-10-038157-2 als Leseausgabe, ohne den wissenschaftlichen Apparat, der Kafkas Streichungen und Korrekturen verzeichnet. Der übrige Inhalt – Briefe, Kommentar, Anhang – ist in beiden Ausgaben seitenidentisch.3-8105-1275-3In ihrer Hochzeitsnacht war Solis Gesicht ihr so nah, dass sie jedes eingewobene Lachfältchen sah. Iranis Hochzeitskleid, von ihrer Mutter aus 5854 Perlen und einem einzigen weißen Faden gefertigt, schimmerte vor seinen Augen wie leuchtendes Elfenbein.« Das ist die Erinnerung von Irani Asisyan an ihre Hochzeit mit Soli, und sie ist Teil der Familiengeschichte der Asisyans. Abend für Abend erzählt Irani ihren vier Töchtern, wie die Vorfahren einst in der Türkei, in Persien und selbst im fernen Indien zueinander fanden, und sie malt sich aus, wie bald die Hochzeiten ihrer Kinder aussehen werden, jetzt, da sie in Israel leben. Aber das Versprechen vom Glück kann nicht immer gehalten werden. Die umschwärmte Sophia gerät an einen Juwelenhändler aus Tel Aviv, Marcelle verliebt sich in einen Nachbarsjungen, der sie überhaupt nicht wahrnimmt, und Lisi wird ihrem Mann bei wilden Touren durch Tanzclubs untreu. Sie alle finden sich wieder im Hause Asisyan ein. Es ist die Jüngste, Matti, die schließlich etwas ganz Unerhörtes tut und der Familie neue Hoffnung gibt. In sinnlichen Bildern entfaltet Dorit Rabinyan das Schicksal einer Familie. Sie zeigt die kleinen Lügen und die großen Sehnsüchte ihrer Figuren, schlägt Brücken in die Vergangenheit zu fernen, traumerfüllten Orten. Orientalische Fabulierlust und moderne Erzählkunst verbindet Dorit Rabinyan zu einem Fest der Sinne. »Es ist unmöglich, nicht von der Magie des Romans verzaubert zu werden, die sich in den Farben und Düften der Handlung entfaltet … Hinreißend präsentiert der Roman sinnliche Eindrücke und heutiges Lokalkolorit, verwoben in eine Fülle von Mythen, Riten und Folklore … Ihr Stil läßt sich mit Mßrquez, Toni Morrison oder Rushdie vergleichen. Ma´arviv Dorit Rabinyans Roman liest man mit angehaltenem Atem. Ihre wunderbar reiche Sprache ist voll von Bildern, die Art von Sprache, die von der Sinnlichkeit des Körpers durchdrungen ist … Sie feiert die Schönheit des Weiblichen« Yediot Akronot3-8105-0522-6Janis Joplin ist die weibliche Ikone der Rockmusik der sechziger Jahre. Die Fachmedien feierten sie als Messias, die bürgerliche Presse empörte sich über die extrovertierten Shows und ihre ungezügelte Lebenslust. Trotz oder vielleicht auch wegen ihres Ruhmes erlebte Janis Joplin Zeiten der Einsamkeit, Leere und Entfremdung. Alkohol und Drogen machten sie »zu einer tragischen Heldin auf der Bühne der Jugend« (Time). 1970 wurde sie tot in einem Hotelzimmer in Hollywood aufgefunden – gestorben an einer Überdosis Heroin. Ihr einsames Ende, vergleichbar mit dem Tod von Jim Morrison oder Jimi Hendrix, war der traurige Abschluss eines selbstzerstörerischen Lebens voll Emotionalität und Aggressivität. Alice Echols hat für diese Biographie vier Jahre lang recherchiert und Interviews geführt. Sie geleitet ihre Leser durch das Leben und die Erfolgsgeschichte von Janis Joplin und spürt der Zeit von »sex, drugs and rock ’n‘ roll« nach. So entsteht nicht nur das Bild einer berühmten, einmaligen Frau, sondern auch eines Jahrzehnts. »Eine unter die Haut gehende Biographie eines der brillantesten und aufwühlendsten weiblichen Rock-Stars (…) und eine lebendige und scharfsinnige Kulturgeschichte der Zeit, die die Welt für uns alle verändert hat.« Metropolitan Books3-10-074424-1»Flüchten Sie, so lange Sie noch können«, raten drei alte Damen Margarethe Doblinger in der Shopping-Mall. Los Angeles wäre tödlich, meinen sie. Es gäbe nur Sonne, kein Wetter und deshalb keine Zeit. »Sehen Sie uns an. So alt sind wir geworden und haben es nicht gemerkt. Und jetzt ist alles vorbei.« Aber Margarethe will ohnehin nicht in Los Angeles bleiben. Sie muß nach Wien zurück, wo ihre Tochter auf sie wartet. Und wo es noch die Liebesgeschichte gibt, von der sie nicht mehr weiß, ob die Liebe noch existiert. In Los Angeles interviewt sie für eine Biographie die Ehemänner, Freunde und Bekannten von Anna Mahler, der einzigen Tochter von Gustav und Alma Mahler – viele von ihnen wie Anna selbst Emigranten der Nazi-Zeit. Bei ihren Recherchen stößt Margarethe auf das verborgene Wüten des Jahrhunderts – und mitten zwischen den fremden Schicksalen auf sich selbst. Konfrontiert mit der Lebensgeschichte Annas begreift sie, daß sie sich viel radikaler für sich entscheiden muß. Margarethes zehn Tage in Los Angeles sind zehn atemlose, krisengeschüttelte glückliche Tage einer Frau, die nach 15 Jahren Beziehungen und Kind das erste Mal zum Nachdenken kommt.3-10-073554-4»Das Ineinander von Liebe und Tod, die Verschwisterung von Ekstase und Verfall« ist – nach einem Wort von Walter Jens – Arthur Schnitzlers Grundthema. In seinen späten Erzählungen variiert er es als innersten, jedoch nutzlosen Widerstand gegen äußere Zwänge (Fräulein Else), als Illusion subjektiv freier Entscheidung (Die Frau des Richters), als traumhafte Wirklichkeit oder wirklichkeitsnahen Traum (Traumnovelle), als Diskrepanz von Schicksal und Charakter (Spiel im Morgengrauen), als zufällige Liebesbegegnung in glückhaftem Spiel (Abenteurernovelle), als Selbstbefremden und Erschrecken (Der Sekundant). Auf diese Weise erinnert er daran, wie unser Leben immer aufs neue in Grenzsituationen bis hin zu psychisch und geistig Krankem (Ich) führt.3-10-031562-6Hugo von Hofmannsthal ist eine der bedeutendsten und reichsten, faszinierendsten und tragischsten Persönlichkeiten im engsten Kreis unserer »Klassiker der Moderne«, sein dichterisches Ingenium unerschöpflich. So auch seine Korrespondenz. Sie gehört zum Werk, doch ohne für die Öffentlichkeit vorgesehen und stilisiert zu sein. Unverkennbar hofmannsthalisch wohl jeder Brief, immer aber dem Adressaten zugedacht, zugesprochen, in Ton und Diktion auf ihn abgestimmt. Dies charakterisiert auch den Verkehr des Dichters und der 15 Jahre älteren böhmischen Hochadeligen, geborenen Gräfin Waldstein. In seinem Dialog mit der verehelichten Gräfin Thun-Salm spürt man Distanz und Nähe, vorwaltend aber Respekt und Sympathie, Hinwendung zum Stil aristokratischer Zirkel, vor allem Teilnahme am familiären Ergehen wie an den literarischen Arbeiten. Gräfin Christiane, standesgebunden gewiß, war für ihre Verhältnisse fortschrittlich. Hofmannsthal schätzte ihre Stücke und Erzählungen. Der erhaltene Briefwechsel reicht von 1901 bis 1913. Die Beziehung soll nach dem Zusammenbruch des Habsburger Reiches mit einem politischen Disput abrupt geendet sein. Hofmannsthal: »Ich denke nach, was das Gemeinsame von allen Ihren Briefen ist, und das Gemeinsame der Briefe wieder mit Ihren Worten, Ihrem Schauen und Ihrem stummen Zuhören. Ich glaube, es ist eine undefinierbare Wärme, die von allem ausgeht.«3-10-004803-2Angriffe auf die Avantgarden und Abgrenzung gegenüber den Populärkünsten gehören zum Erscheinungsbild aller europäischen Bildungsschichten. Doch in Deutschland fielen die Kontroversen um die künstlerische und kulturelle Moderne besonders heftig und vor allem politisch folgenreich aus. Georg Bollenbeck führt diesen deutschen Sonderweg im Umgang mit den Künsten eindrucksvoll vor Augen. Er verfolgt den Bedeutungswandel bildungsbürgerlicher Argumentationsfiguren, in deren Zentrum die Ausrichtung an einer nationalen Tradition, die Betonung der bildenden Funktion und die Beschwörung des schönen Kunst-scheins stehen: Profilierungen eines Bürgertums, das politisch nur langsam reüssierte, sich dafür aber über Kunst und Kultur – als Wahrer der »idealen Habe« – definierte. Die Berufung auf die »deutsche Kunst« wurde dabei vorerst noch nicht aggressiv-ausschließend verwendet. Doch mit der zunehmenden Verunsicherung des Bildungsbürgertums, das seine kulturelle Definitionsmacht angesichts der modernen Kunst und der aufstrebenden Massenkünste schwinden sieht, verschärfen sich die Töne. Ein radikaler Kunstnationalismus erodiert die liberalen Leitvorstellungen von der Autonomie der Künste. Daran können die Nationalsozialisten letztlich mühelos anschließen, um sich als Retter und Bewahrer der »deutschen Kunst« zu profilieren und gleichzeitig die Massenkünste in eine durchaus moderne und politisch effiziente Verwaltung zu nehmen. Das Buch erschließt eine Fülle von Quellen und gibt zum ersten Mal eine geschlossene Darstellung der Auseinandersetzungen um die modernen Künste und der mit ihnen einhergehenden politischen Polarisierungen in Deutschland. So erhalten auch heutige kulturkritische Positionen und Debatten ihren historischen Hintergrund.3-8105-1052-1Ein rätselhafter Brief bringt Jack Toland in Montreal aus der Ruhe. Er soll sofort nach Genf kommen und sich um seine zwölfjährige Tochter kümmern. Seit fünf Jahren hat er Emilie nicht mehr gesehen, seit der Trennung von seiner Frau Raphaëlle. Und Raphaëlle teilt ihm nun mit, dass sie »weg muss«. Doch sie sagt nicht wohin, wie lange, weshalb. Jack kann diesen Fragen nicht ausweichen. Und mit ihnen bricht die Erinnerung an seine eigene Vergangenheit auf: die schwierige Beziehung zu Raphaëlle, der rätselhafte Unfalltod seines Zwillingsbruders Sam damals in Irland, sein eigener Unfall, durch den er zum Krüppel wurde, sein Versagen als Vater und Ehemann. In der Schweiz entdeckt Jack, dass Raphaëlle an einem Buch gearbeitet hat, einem Bildband über Zwillinge. Jack sieht Bilder und Bildfragmente, aber er kann sie nicht deuten. Doch er spürt, dass hier der Schlüssel zu seiner Existenz liegt, die einzige Möglichkeit, das Puzzle seines Lebens wieder zusammenzufügen. Richard Kearneys Roman über ein faszinierendes Rätsel ist Spannungsliteratur im besten Sinne. Zu Richard Kearneys Roman »Der Sündenfall«: »Man nehme einen Mund voll Joyce’scher Rückeroberung der Jugend, füge einen Trank von Umberto Ecos archivarischem codeentschlüsselndem Feuerwerk hinzu und garniere das Ganze mit Eros, Zorn und einem messerscharfen Stil. Ergebnis ist das Zaubergebräu von Richard Kearneys Erstlingsroman. Der Geschmack bleibt noch lange nach dem Lektüregenuss auf die Zunge gebannt.« Georges Steiner3-10-030505-11,3 Milliarden Chinesen warten darauf, ebenfalls – wie die westlichen Nationen – alle Segnungen der industrialisierten Welt für sich in Anspruch nehmen zu können: Autos, Kühlschränke, Klimaanlagen, Flugreisen und vieles mehr. Doch was bedeutet das für die globale Umwelt – von der chinesischen, die sich bereits in einem desaströsen Zustand befindet, ganz zu schweigen? Und was wird geschehen, wenn all die anderen sogenannten Schwellenländer, die kurz vor dem industriellen »take-off« stehen, mit den westlichen Standards gleichziehen wollen? Mark Hertsgaard, dessen aufsehenerregendes Buch man mit Fug und Recht als den bisher einzig legitimen Nachfolger zu Al Gores Wege zum Gleichgewicht bezeichnen darf, ist sechs Jahre lang um die ganze Welt gereist. Er hat Kongresse besucht, sich durch den Busch geschlagen, mit dem Fahrrad die Wüste durchquert, hat Experten befragt, unautorisiert marodeste Industrieanlagen erkundet und mit Menschen in allen Kontinenten über ihre Wünsche, Träume und Ängste gesprochen. Das Ergebnis ist eine aufregende Mischung aus investigativem Journalismus, bester Reisereportage und außerordentlich fundierter Sachinformation über den Zustand und die Zukunft unseres Planeten. Hertsgaard ist kein Moralist, und er hat keine Patentrezepte: Er wertet nicht, sondern er sieht hin und hört zu, er registriert und beschreibt. Die globale ökologische Zukunft, das wird hier mehr als deutlich, ist alles andere als rosig. Dennoch gibt es noch Möglichkeiten zu handeln, um das Schlimmste zu verhindern. Die Lektüre von Mark Hertsgaards Buch könnte dafür ein Anfang sein.3-10-086002-0Eine unglaubliche Geschichte: Es geht um viel Geld, Güter und fette Pfründen insbesondere im Osten des Deutschen Reiches, die Hitler seinen Getreuen im Vorgriff auf den »Endsieg« bis zuletzt gewährt hat. Diese gigantischen Dotationen wurden nicht nur Parteibonzen und Paladinen in seiner unmittelbaren Umgebung zugesprochen, sondern auch prominenten Persönlichkeiten vor allem aus den allerhöchsten Kreisen der Eliten von Staat und Wehrmacht. Geschenke in großem Umfang wurden auch unter Künstlern, Architekten und Schriftstellern verteilt und auch an »normale« Volksgenossen, die sich »bewährt« hatten. Der Sinn dieser Dotationen wird klar, wenn man im Tagebuch von Hitlers Heeresadjutanten, Major Engel, nachliest: Die großzügigen Geschenke, die schon Könige und Cäsaren an ihre Günstlinge verteilten, seien »… eine ganz kluge Sache gewesen, denn je mehr man eine Heldentat und Leistung honoriere, um so mehr verpflichte man sich den Betreffenden und binde ihn, ganz unabhängig von dessen Einstellung, doch an seinen Eid und verpflichte ihn demjenigen gegenüber, dem er diese Ehrung zu verdanken habe«. Viele Menschen, die sich dem NS-Staat verpflichtet sahen, haben sich bei Hitler um diese begehrten Gaben bemüht oder geradezu darum gerissen: Nicht alle waren immer mit dem Umfang der Geldgeschenke beziehungsweise mit der Lage und Größenordnung der Güter zufrieden und ersuchten um »Nachbesserungen« und – was wichtig war in der letzten Phase des Krieges, als die Frontlinien sich mehr und mehr den Reichsgrenzen näherten, alliierte Bombenangriffe sich häuften und sich die Zahl der Kriegstoten dramatisch erhöhte – um ruhiger gelegene und sicherere Vermögenswerte im alten Reichsgebiet. In dem Buch wird dieser weitgehend noch unbekannte Sachverhalt der Korruption im Dritten Reich detailreich geschildert, nach den Hintergründen gefragt und danach, wie es 1945 weiterging – bis heute: Immerhin sind zahlreiche auf diese Weise erworbenen Vermögenswerte heute noch im Besitz der jeweiligen Familien.3-10-049412-1Einzeldarstellungen fügen sich zu einer Gesamtdarstellung, zu einem Stück Frankfurter Geschichte, politischer Geschichte, Wirtschafts- und zumal Architekturgeschichte, einem Stück inhaltsschwerer Geschichte schließlich von Raum und Zeit. Ein Einblick wird geboten in gegenwärtige Unternehmungen und Zukunftsplanungen, illustriert mit Skizzen, Entwürfen, Fotografien. Die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main wird das ehemalige Gebäude und Gelände der IG Farben nach Art eines Campus von internationalem Zuschnitt nutzen. Der Bau, geschaffen vom großen Architekten und Architekturlehrer, auch Maler und Bühnenbildner Hans Poelzig (1869-1936), eines der nobelsten Werke klassisch gewordener Moderne, entstand 1928-1931 für den mächtigsten Konzern seiner Zeit, IG Farben in der Ägide der Weinberg und Carl Bosch. Von 1933 an wurden IG Farben zum nationalsozialistischen Staatskonzern. Nach dem Krieg waren Gebäude und Gelände jahrzehntelang in nordamerikanischer Hand, zuerst als Sitz der US-Militärregierung, dann des Kommandos des V. Corps der US-Army. 1995 erwarb der Bund die Baulichkeiten und das Areal der Grüneburg.3-8105-0917-5Gerade erst fünf Jahre alt ist die kleine Celia, als sie 1936 Chris Culverlain begegnet. Sie wächst als Waise auf dem Gut Goldern bei Wien auf, und Chris, Musikstudent aus Irland, ist dort zu Besuch. Außer ihm kümmert sich niemand um die Kleine, und als sie ihn Klavier spielen hört, erwacht in Celia der sehnliche Wunsch, Pianistin zu werden. Celia ist achtzehn, als sie aus der Klosterschule heimkommt. Sie versucht, auf dem heruntergekommenen Gut die Not der Nachkriegsjahre zu bewältigen, und ihr Traum scheint unerfüllbar. Doch dann sieht sie Chris wieder und begreift, dass es der Gedanke an ihn war, der sie die ganze Zeit erfüllt hat. Auf abenteuerlichen Wegen gelangt sie nach Dublin und schafft es, am Konservatorium aufgenommen zu werden – in Chris‘ Klavierklasse. Der enge Kontakt stürzt beide in einen Strudel der Gefühle, der ausweglos scheint. Denn Chris ist verheiratet, auch wenn er schon lange getrennt lebt. Immer wieder versuchen beide, ihre Gefühle voreinander und vor der Welt zu verbergen. Doch dann gesteht Chris Celia endlich seine Liebe. Um dem Skandal zu entkommen, flüchten sie nach Goldern, erleben Tage des Glücks. Aber Celia weiß, dass Scheidung in Irland verboten ist, Chris also für immer seine Heimat verlieren würde. Eine schwere Entscheidung steht ihr bevor … Wie ein großes Filmpanorama entfaltet sich diese Geschichte einer schicksalhaften Liebe. Das einfache Leben in einem kleinen Ort in Österreich erscheint ebenso plastisch wie Irland in all seiner Vielfalt. In der Tradition von »Vom Winde verweht« und »Die Dornenvögel« entwirft Elisabeth Haselauer das bewegende Porträt einer Leidenschaft, die allen Widerständen trotzt.3-8105-0243-XDara Falcon ist intelligent. Sie ist verführerisch, sie ist intrigant, und sie weiß, was sie will. Sie ist das absolute Gegenteil von Jean Warner. Jean, attraktiv, aber schüchtern, wuchs nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei der Tante auf. Jetzt ist sie mit Bob verheiratet und hat durch ihn eine Familie gefunden, in der sie sich geborgen und glücklich fühlt. Bis eines Tages Dara Falcon in der kleinen Stadt auftaucht. Fast vom ersten Moment an sind die beiden enge Freundinnen, und Jean bewundert einfach alles an Dara: ihre Kleider, ihre Geschichten, ihre Geheimnisse, ihre Schauspielkarriere und ihre phänomenale Wirkung auf Männer. Und je stärker sie in den Bann von Dara gerät, um so mehr scheint sich ihr das bislang so idyllische Familienleben als trügerische Wunschvorstellung zu erweisen. Plötzlich ist Dara überall. Sie schreibt geheimnisvolle Briefe an Jeans glücklich verheirateten Schwager, zieht mit dem Mann zusammen, der das Familienunternehmen in den Ruin treibt, drängt sich in Jeans Halbtagsjob. Dara scheint von allem Besitz zu ergreifen. Jeans Leben, ihre Ehe, ihr Bild von sich selbst erfahren einen harten Schlag. Alles scheint ihr fremd, scheint ins Ungewisse zu entgleiten. Ann Beattie hat einen atemberaubend spannenden und faszinierenden Roman über eine junge Frau geschrieben, die jäh aus ihrer heilen Welt gerissen wird und auf schmerzliche Weise lernen muß, daß der Schein trügerisch ist, falsche Freunde gefährlich sind und sie sich ihre eigene Identität erkämpfen muß.3-8105-0637-0Als Inge und Mira sich kennenlernen, haben beide Frauen schon viel erlebt. Sie waren beide verheiratet, sie sind Mütter, und sie haben auch beide von den Schattenseiten des Lebens erfahren. Sie lernen sich zufällig in einer Gärtnerei, in der Nähe von Stockholm, kennen. Und dieser Zufall will es, dass sich zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Frauen eine enge Freundschaft entwickelt. Inge ist Schwedin, hat lange Jahre als Lehrerin gearbeitet und schreibt jetzt Bücher, Mira ist mit ihrer Familie nach Pinochets blutigem Militärputsch aus Chile geflüchtet und hat in Schweden ein neues Leben begonnen. Je enger die Freundschaft und je größer das Vertrauen der beiden Frauen zueinander wird, umso mehr forschen sie gemeinsam in ihrer Vergangenheit und stoßen auf verdrängte Erinnerungen. Doch trotz ihrer ganz verschiedenen Lebensgeschichten merken sie, wie nah sie sich in ihren Empfindungen und Erfahrungen sind. Und so hilft ihnen die Freundschaft, ihre Vergangenheit zu erkunden, mit ihr umzugehen und ihr Leben zu leben. Marianne Fredriksson hat einen ergreifenden und spannenden Roman über die Kraft der Freundschaft geschrieben, der in seiner überwältigenden Eindringlichkeit auch das eigene Leben mit all seinen Erinnerungen in neuem Licht erscheinen lässt.3-8105-1260-5Esperanza, eine junge Mexikanerin, sitzt am Vorabend ihrer Hochzeit in einem Zimmer des elterlichen Hauses. In dem Bewußtsein, daß dies ihre letzte Nacht in dem Haus sein wird, beginnt sie, aus einer großen Truhe alte Photographien herauszuholen und zu betrachten. Auf diese Weise macht sie sich auf zu einer Reise nicht nur in ihre eigene, sondern auch in die Vergangenheit ihrer Familie. Die Erzählung beginnt mit der Kindheit des Urgroßvaters, und allmählich entsteht das Porträt einer mexikanischen Familie, das gleichzeitig ein Sittengemälde ganz Mexikos ist. Es sind ebenso eindringliche wie fesselnde Schilderungen von der Härte und den Entbehrungen des Lebens auf dem Lande, Geschichten von Unterdrückung, Intoleranz und Ungerechtigkeit. Aus weiblicher Perspektive und sehr kritisch und engagiert erzählt, stehen immer Frauen im Vordergrund des Geschehens, und immer leiden sie unter den Auswirkungen des lateinamerikanischen »Machismo«, der sich durch alle Generationen und Gesellschaftsschichten zieht. Der Protagonistin gelingt es schließlich, sich aus den Fesseln der familiären Enge, der Ignoranz, der Armut und der eigenen Liebesunfähigkeit zu befreien. Es ist ein langer und dornenreicher Weg, der mit ihrer Auswanderung als Symbol einer inneren Loslösung endet.3-8105-1051-3Jamaica Kincaid, 1949 in St. John auf der Karibikinsel Antigua geboren, lebt heute mit ihrem Mann und zwei Kindern in Vermont. Sie hat mehrere Prosabände und Romane veröffentlicht. Ihr Roman »Die Autobiographie meiner Mutter« erschien 1996 im Wolfgang Krüger Verlag. »Mein Bruder« wurde für den National Book Award nominiert. Als ich meinen Bruder nach langer Zeit wiedersah, lag er in einem Bett des Holberton Hospitals, und man hatte ihm gesagt, er würde an Aids sterben. … Ich erinnere mich, wie er geboren wurde. Ich war damals dreizehn. Wir hatten gerade zu Abend gegessen, gekochten Fisch, Brot und Butter, als meine Mutter mich losschickte, die Hebamme zu holen, Schwester Stevens. Eine schwergewichtige Frau, deren Pobacken bei jedem Schritt langsam auf und ab rollten und die sehr langsam ging.« Als Jamaica Kincaid aus dem geordneten Leben, das sie sich in den USA aufgebaut hat, zu ihrem kranken Bruder nach Antigua kommt, ist es ein Wiedereintauchen in all das, was sie als junge Frau zurückgelassen hat: die üppige Fülle der Karibik, hinter der sich ein hartes Leben verbirgt, die Musik, mit der ihr Bruder Devon berühmt werden wollte, und die unbedingte, dominante Liebe ihrer Mutter, die so stark und auch so zerstörerisch sein kann. Anfangs hofft Jamaica auf Medikamente für ihren Bruder, kämpft gegen die schlechte Versorgung im Krankenhaus, sieht, wie sich Devons Zustand langsam bessert. Sie bewundert seinen Lebenswillen, den Charme, mit dem er neue Flirts beginnt, ist aber gleichzeitig entsetzt über die Bedenkenlosigkeit, mit der er seine Krankheit ignoriert. Sie erinnert sich an den hochintelligenten Jungen, den Träumer, der doch immer nur ein so guter Sänger sein wollte, »daß sich die Mädchen die Kleider vom Leib reißen, wenn sie mich hören.« Jamaica Kincaid beschreibt bewegend den Prozeß von Verlust und Abschied. Voll poetischer Intensität beschwört sie die gemeinsame Vergangenheit herauf und enthüllt die widersprüchlichen Wahrheiten, die sich im Herzen einer Familie verbergen. Ein Werk von schmerzvoller Offenheit, ein Weg zwischen Distanz und Nähe, den die Liebe weist – über den Tod hinaus.3-8105-0651-6Havanna 1622: Zwei Männer gehen an Bord der San Juan de Gaztelugache. Beide haben das Ziel, auf der anderen Seite des Ozeans ihre Freiheit zu finden und ihr Glück zu machen: Thomas Bird, der nach dem Tod seines Vaters zum ersten Mal in seine Heimat England reist, um dort sein erhofftes Erbe anzutreten, und der geheimnisvolle Cristóbal Mendieta, ein von den Spaniern zwangskonvertierter Jude, der in Holland seinen ursprünglichen Glauben ausüben möchte. Mit an Bord ist die schöne, aber unberechenbare Doña Catalina, der beide Männer gleichzeitig verfallen, was ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellt. Jedoch dauert die Reise nicht – vorgesehen – wenige Wochen, sondern viele Jahre, denn das Schiff erreicht sein Ziel nicht. Von Piraten gekapert, beginnt für die beiden Freunde eine jahrelange Odyssee auf den Meeren Amerikas, Afrikas und Europas, während derer sich ihre Wege immer wieder kreuzen: in der maurischen Piratenrepublik Salé in Nordafrika, auf der karibischen Freibeuterinsel La Tortuga, in Spanien und schließlich in einer Londoner Hafenkneipe, wo sie feststellen müssen, dass sich beide wieder in dieselbe Frau verliebt haben. Älter und desillusionierter, aber endlich am Ziel ihrer Reise, finden sie nun Gelegenheit, sich von ihren Abenteuern zu berichten. Um am Ende doch zu erkennen: Der Weg war das Ziel … Ein Roman über eine tiefe Freundschaft und über die gefährlichen Abgründe der Liebe. »Erzählt in einer wunderbaren Sprache und voller komplexer Charaktere, ist dieses Buch mehr als nur ein Abenteuerroman: Es ist ein Buch über das Abenteuer des Lebens an sich.« Rosa Montero »Ein Roman, der mitten aus dem Herz der Finsternis leuchtet.« Luis Sepúlveda »Ein ausgezeichneter historischer Roman, mit dem der Leser eine wunderbare Zeit verbringen wird.« Javier Goñi, El País3-10-038157-2Wie schon die Tagebücher zählen auch Kafkas Briefe unbestritten zu seinem literarischen Vermächtnis. Nicht zuletzt deshalb wird die fünfbändige, kommentierte Ausgabe der Briefe seit langem mit Spannung erwartet. Angesichts der bisherigen, höchst unbefriedigenden editorischen Situation setzt diese Ausgabe neue Maßstäbe: Erstmals werden sämtliche erhaltenen und erschlossenen Briefe Kafkas wiedergegeben, darunter auch solche, die bisher unveröffentlicht sind. Erstmals werden sämtliche Briefe in zeitlicher Reihenfolge abgedruckt, anstatt, wie bisher fast durchgängig, nach Adressaten gebündelt. Die lebensgeschichtlichen Zusammenhänge treten damit wesentlich plastischer hervor. Erstmals sind sämtliche Briefe mit Kommentaren versehen, die Namen, Begriffe und Querbezüge erläutern. Erstmals gewinnt der Leser auch Einblick in Streichungen und Korrekturen, die den für Kafka so charakteristischen »Prozeß« des Schreibens widerspiegeln. Erstmals schließlich werden auch sämtliche überlieferten, an Kafka gerichteten Schreiben wiedergegeben. Band 1 dieser Edition umfaßt 356 Briefe Kafkas, darunter 15, die jetzt erstmals publiziert werden. Wie bei allen übrigen Bänden wird auch hier der Begriff »Brief« sehr weit gefaßt: Enthalten sind demnach auch sämtliche Widmungen, beschriftete Visitenkarten sowie Albumeinträge. Die Jahre bis 1912 umfassen einige frühe Freundschaften, die Zeit des Jurastudiums und die ersten Berufsjahre in einer Prager Versicherung. Oskar Pollak, Paul Kisch, Hedwig Weiler, Max Brod, Franz Blei, Oskar Baum, Willy Haas, Ernst Rowohlt sowie die Schwestern und Eltern Kafkas zählen zu den Adressaten. Den größten Umfang mit mehr als 100 Briefen beansprucht freilich der Beginn des intensiven Briefwechsels mit der späteren Verlobten Felice Bauer: leidenschaftliche Aufzeichnungen, die genaue Einblicke in Kafkas Alltag geben. Der Band erscheint gleichzeitig als Leseausgabe, ohne den wissenschaftlichen Apparat, der Kafkas Streichungen und Korrekturen verzeichnet. Der übrige Inhalt – Briefe, Kommentar, Anhang – ist in beiden Ausgaben seitenidentisch.