Auf den ersten Blick sind Gemeinwohl und Gemeinsinn überholte, alteuropäische Begriffe, wie aber erklärt sich ihre Überlebensfähigkeit in der Moderne und ihre verbreitete Präsenz in aktuellen soziopolitischen Diskursen? Die vierbändige Edition präsentiert Forschungsergebnisse zur Aktualität des Gemeinwohlideals als Ziel politischen Handelns und zur Bedeutung der sozial-moralischen Ressource Gemeinsinn in modernen Gesellschaften. Im 2. Band wird die ungebrochene Aktualität der Gemeinwohlrhetorik in sozialwissenschaftlicher Hinsicht untersucht: Welche Eigenarten kennzeichnen die Verwendung des Gemeinwohlbegriffs durch Akteure in Politik und Wirtschaft, aber auch durch andere gesellschaftliche Interessengruppen und insbesondere durch journalistische Beobachter? Welche Reaktionen zeitigen solche Gemeinwohlrhetoriken, und welche Perspektiven sozial-moralischer Orientierung ergeben sich hieraus? Bei der Beantwortung dieser Fragen zeigt sich eine unbenommen strategisch-instrumenteller Verwendungen wirksame Selbstbindungswirkung von Gemeinwohlrhetoriken als Bedingung tatsächlicher Gemeinwohlorientierung. Von hier aus läßt sich eine mit Blick auf die aktuelle sozialpolitische Diskussion relevante Bestimmung von Gemeinsinn als negative Integration vornehmen, die Systemvertrauen zu sichern hat.