Alois Brandstetter ist in seinem Roman Groß in Fahrt in gewohnter Erzähl- und Scherzlaune: „Gamen“ Sie wieder mal und sitzen vor dem PC? Ja, Sie haben richtig gelesen: „gamen“. „Gamen“ ist, so der Erzähler in Alois Brandstetters Roman Groß in Fahrt, ein alter deutscher Begriff für daheim bleiben, Haus und Hof hüten. Ein Begriff, der sich in die oberösterreichische Mundart eingeschlichen hat und zur Lebensmaxime eines der Protagonisten wird. Solch unzeitgemäßen Sonderlingen und etymologischen Ableitungen begegnet man bei der Lektüre ständig. Der Erzähler, ein Griechisch- und Lateinprofessor in Frührente, kann das Besserwissen schon von Berufs wegen nicht lassen, außerdem fällt ihm einfach zu jedem Thema etwas Lehrreiches ein: Vom Sterben und Gebären ist die Rede, von Sex und Liebe und natürlich vom Kränkeln. Vor allem an letzterem hat der Oberschullehrer im Ruhestand Gefallen gefunden. Denn eine zentrale Figur ist des Erzählers Bruder Franz, der Chauffeur bei der Rettung ist. Über Franzens Erlebnisse beim Chauffieren und Menschenretten gerät der Erzähler ins Philosophieren und nimmt alles und jeden aufs Korn. Der Autor, Germanist und Historiker Alois Brandstetter, 1938 in Oberösterreich geboren, hat sich mit seinen zahlreichen Erzählungen und Romanen als — so Wendelin Schmidt-Dengler — „solider Bestandteil des Deutschunterrichts“ etabliert. Die Satire im Plauderton ist zu Brandstetters Markenzeichen geworden; den Außenseiter aus der Provinz erhebt er zum Helden, und er selbst versteht sich als „Zeitgeistkritiker“. Als solcher ist er in seinem neuen Werk auch ganz groß in Fahrt. –Petra Rathmanner