Wer kennt nicht dieses Volkslied In Mut-ters Stü-be-le, da geht der hm, hm, hm, in Mut-ters Stü-be-le, da geht der Wind, verfasst von einem unbekannt gebliebenen Textdichter. – Die Autoren unternehmen den Versuch, mit textkritischen Anmerkungen und Reflexionen die oft in sich widersprüchlichen und manchmal zutiefst ver(w)irrend Liedtexte zu deuten. Es gibt eine hochdeutsche Version und verschiedene Dialektfassungen, sie unterscheiden sich nicht nur in der Sprachgestaltung, sondern auch in ihren Aussagen! – Die Autoren gehen u.a. den Fragen nach, in welchem Milieu lebten die Mutter und ihr Kind, welchem Schicksal waren sie ausgeliefert? Gehörten die beiden Bettler zur Bruderschaft der Kunden, die sich nur mit ihnen bekannten Zeichen verständigten, den geheimnisvollen Zinken, die sie mit weißer Kreide an Haustüren und -wände malten? / Eine Interpretin fragt: „Hat dieses Bettellied etwas mit der Vagina zu tun?“ und kommt zu dem Schluss, Mutters Stübele „könnte auch die Gebärmutter sein“. / Die Autoren forschen in Mythologien und Märchen, ziehen alchemistische Traktate heran und religiöse Texte aus verschiedenen Zeiten und Regionen; sie folgen kunsthistorischen Andeutungen, wobei, gerade in der Malerei, das Äpfele, der Apfel, eine zentrale Rolle zu spielen schien. Von der frühchristlichen Darstellung des Sündenfalls bis hin zu Albrecht Dürer, Hieronymus Bosch, Lucas Cranach dem Älteren und den Brüdern van Eyck: alles drehte sich um diese geheimnisvolle Frucht, den Apfel. Ist er wirklich die Frucht vom Baum der Erkenntnis?./.