Hallo zusammen!
Ich brauche dringend eure Hilfe.
Inhaltsangabe zu dem folgenden Text. Hatte das vielleicht schon jemand??? Danke im Voraus!!!
Otto Wiemer: Frühzug
Damals, als wir noch mit Dampf fuhren, sagte der Lokführer, passierten wir jeden Morgen gegen sieben Uhr dreißig die Unterführung bei Klotze, einem Vorort, der wenige Kilometer von unserem Ausgangsbahnhof entfernt ist,
Nichts besonderes, nee. Nur Jakob Schmitz, der Heizer, reckte jedes Mal den Hals, sobald wir die Kastanienallee hinter uns hatten. Dann kam, wie gesagt, die Station Kolze, wo wir nicht hielten.
Ob er den Posten schon bezogen hat? Schrie Jakob Schmitz.
Er schrie, den bei voller Fahrt ist in der Maschine eine schlechte Verständigung.
Wer? Schrie ich zurück.
Na, der Spinner.
So nannten wir den Mann, den wir seit ungefähr vier Wochen an dieser Stelle beobachteten. Mitte September, jeden Morgen, oft sogar bei Sturm und Regen.
Dort führt nämlich die Fahrstraße unter der Eisenbahn durch und biegt scharf nach links. Gleichzeitig mündet von rechts, bei den Häusern von Kolze, eine zweite, mit Obstbäumen bestandene Straße, die früher ein Feldweg war, jetzt aber voll ausgebaut ist. Sie hat keine Vorfahrt, doch um diese Zeit, wenn die Berufstätigen unterwegs sind, wird die stark beansprucht.
Da also stand unser Mann. Er hatte sich so postiert, dass er gleichzeitig die Kolzer Straße und die ziemlich enge Unterführung, aus der der Hauptstrom der Autos hervorquoll, im Auge behielt.
Wie er aussah, der Mann? Wir erkannten ihn sofort an seinem hellen, etwas zerbeulten Hut. Außerdem hatte er einen Sparzierstock bei sich. Ein kleiner, ziemlich magerer Bursche, mit kurzen ,krummen Beinen, wie es uns vorkam, und mit einer Brille. So an die sechzig mg er gewesen sein, vielleicht auch älter. Jedenfalls stand er jeden Morgen gegen sieben Uhr dreißig an dieser gefährlichen Stelle und regelte den Verkehr.
Wie er das machte? Genau feststellen konnten wir es nicht. Die Lok fuhr bei Kolze bereits das vorgeschriebene Tempo, da bleibt einem nicht viel Zeit zum Beobachten.
Gewöhnlich stand der Mann still, drehte nur ruckweise den Kopf, entweder zur Kolzer Straße oder zur Unterführung.
Dann, wenn die Unterführung frei war, gab er den wartenden Autos ein Handzeichen. Manchmal hob er auch den Arm oder den Stock, und im Herbst, als die Tage dunkler wurden, haben wir ihn sogar eine Laterne schwenken sehen.
Weshalb er das tat? Tja, das wussten wir lange nicht. Wir nannten ihn, wie gesagt, der Spinner, nicht mal seinen Namen kannten wir. Bis Jakob Schmitz, der Heizer, ein Jahr später die jüngste Tochter nach Kolze verheiratete. Da erfuhren wir, dass der Mann früher im Zementwerk beschäftigt und jetzt Rentner war. Na und? Er hatte seinen Sohn, einen wilden Motorradfahrer, wie man so sagt, an dieser Stelle verloren, früh zwischen sieben und acht, bei schlechter Sicht und Nieselregen.
Na ja, das ist alles. Seitdem steht er dort, der Alte, und regelt den verkehr. Möglich, schloss der Lokführer seinen Bericht, dass man eines Tages ein Stoppschild dort hinsetzt, wie die gemeinde Kolze es beantragt hat. Aber bis so etwas entschieden ist, dauert es manchmal lange.