Obwohl der investigative Journalismus hohes Ansehen genießt, ist er anders als in anglo-amerikanischen Ländern im deutschen Sprachraum nicht sehr verbreitet. Die Fachzeitschrift „message“ geht von bislang nur 50 Journalisten in Deutschland aus, die tatsächlich investigativ arbeiten. Die Watergate-Affäre in den USA, der Parteispenden Skandal in Deutschland oder der Fall „Lucona“ in Österreich sind Beispiele für Missstände in der Gesellschaft, die durch investigativ arbeitende Medien aufgedeckt wurden. Neben solch großen Geschichten gibt es aber auch regionale und lokale Fälle von Missbrauch, Korruption oder Misswirtschaft, die sich zielstrebig und hartnäckig recherchierend aufklären lassen. Johannes Ludwig erklärt den investigativen Journalismus als erlernbares Handwerk. Systematisch und anhand von zahlreichen Fallbeispielen beschreibt er Recherchestrategien, mit denen man sich beispielsweise die Strukturen in komplexen Organisationen und Unternehmen, Parteien oder Ministerien erschlie ßt. Er stellt öffentlich zugängliche Informationsquellen wie Melde- oder Handelsregister, aber auch nicht ohne weiteres zugängliche wie Grundbuchämter oder Staatsanwaltschaften vor. Er lehrt, wie man in einem Vertrauensverhältnis die Informanten, die als „whistleblower“ Insiderwissen an Journalisten weitergeben, vor Öffentlichkeit oder Staatsanwaltschaft schützt. Und er erläutert den Umgang mit sensiblen Unterlagen, so genannten „hot docs“, deren Archivierung und das Entfernen von Spuren oder Hinweisen auf die Quellen.
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.