Als „bester Liedersänger“ (Times) füllte Dietrich Fischer-Dieskau die Konzerthäuser rund um die Welt. Die stimmlich nuancierte Geistigkeit seiner Interpretationskunst ist bis zum heutigen Tag nicht überboten worden. Nun erinnert er sich an seine Begegnungen mit dem Dirigenten und – meist übersehen – Komponisten Wilhelm Furtwängler: Blicke zurück auf einen Lehrermeister, eine väterliche Figur. Dietrich Fischer-Dieskau erzählt einfühlsam vom „schicksalsträchtigen Jahr“ der ersten persönlichen Begegnung 1950 und seinem ersten Engagement im darauffolgenden Jahr, Brahms „Deutsches Requiem“ unter Wilhelm Furtwängler zu singen. Angezogen von dem „besonders subjektiven Musiker“ entsteht zwischen den beiden Jahrhundertgestalten eine Geistesverwandtschaft, die bei den Werken von Beethoven und Brahms, Bruckner und Wagner zur Zusammenarbeit auf der Bühne und bei Tonaufnahmen führt. Es eint sie die Unbedingtheit ihres Verständnisses von Musik, die „totale Unterwerfung des Hörens“. Bei aller Nähe aber verliert Dietrich Fischer-Dieskau nicht die kritische Distanz: fern aller Mystifizierung hat er früh die Tragik dieses Künstlers gesehen, der naiv und seelisch ambivalent, sich die Nationalsozialisten wie deren Gegner zum Feind machte.