Was für ein Mann: breitschultrig, stiernackig, 1 Meter 92 groß und seine Stimme klein, hell, merkbar zu hoch; von tiefer Frömmigkeit erfüllt und zu jeder Grausamkeit fähig; christlicher Moral ergeben und seinen Nebenfrauen und Konkubinen leidenschaftliche zugetan; als Mann des Krieges erbarmungslos und als Familienvater so liebevoll-besitzergreifend, daß er keiner seiner Töchter einen Ehemann gönnte. Sein Beruf war der Krieg, sein Zuhause das Feldlager, seine Kleidung die Rüstung. Mit dem Schwert eroberte er sich in den sechsundvierzig Jahren seiner Herrschaft ein Reich, das von Aachen bis Rom, vom Ebro bis zur Küste der Nordsee, von der bretonischen Mark bis zur bairischen Ostmark reichte. Seine Zeitgenossen nannten ihn den “Vater Europas”. Dieses “Europa” wiedererstehen zu lassen, hat nach ihm so mancher versucht. Auch heute kommt kein Politiker umhin, den Karolinger zu erwähnen, wenn es um die Vereinigung Europas geht. Karl hat schier Unmögliches unternommen. Doch der Erfolg darf nicht das einzige Kriterium sein bei der Beurteilung großer Taten. Für ihn gilt das Wort des Faust: ”Es kann die Spur von meinen Erdentagen nicht in Äonen untergehen …” S. Fischer-Fabian zeigt auch mit diesem Buch seine Fähigkeit, Geschichte spannend zu vermitteln, beweist sein Sachwissen, seine Seriosität und nicht zuletzt seine erzählerische Kraft.