Sabbatical, Job-Sharing, Teilzeit: Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Möglichkeiten an, ihren Beruf flexibler zu gestalten – doch sie werden kaum in Anspruch genommen. Arlie Russell Hochschild wollte wissen warum und interviewte für ihr neues Buch 130 Arbeitnehmer – vom Manager bis zum Fließbandarbeiter. Ihr Ergebnis: Die Familie bietet kaum noch Halt. Das Büro wird zum Auffangbecken sozialer Wünsche. „Ich wollte eigentlich etwas ganz anderes untersuchen – nämlich ein vorbildliches Unternehmen zum Thema Work-Life-Balance“, berichtet sie. „Die Prospekte des Weltkonzerns, in dem ich recherchiert habe, preisen viele Möglichkeiten von flexiblen Arbeitszeiten. Aber als ich dann versuchte, Interviewpartner in dem Unternehmen zu finden, die die Arbeitszeitmodelle nutzten, stellte ich fest, dass es sie fast gar nicht gab.“ Druck war nicht die Ursache. Die Zahl der Teilzeitnutzer in Abteilungen, in denen der Chef das Modell sehr stark propagierte, waren genauso niedrig wie in Abteilungen, die von einem Skeptiker bezüglich Teilzeit geleitet wurden. Es stellte sich heraus, dass die Leute sich an ihrem Arbeitsplatz einfach wohl fühlten. Zu Hause hören dagegen viele eine Stechuhr ticken: Das Essen für die Kinder muss gekocht, Hausaufgaben müssen kontrolliert und Freizeitaktivitäten organisiert werden. Es gibt kaum unverplante Zeit. Alles muss wie am Schnürchen laufen. Außerdem lockern sich die Beziehungen, oft gibt es Konflikte. Heraus kommt eine Abwärtsspirale zu Ungunsten des Privaten. Hochschilds Buch ist ein interessanter Beitrag zur Diskussion – doch für die Übersetzung wäre es interessant gewesen, den Fokus auch einmal stärker auf Deutschland zu richten. Denn in Amerika verbringen die Arbeitnehmer ohnehin sehr viel mehr Zeit im Büro als hierzulande, die Trennung zwischen Beruf und Privatleben ist noch verschwommener. (c)changeX – Online-Magazin für Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.