Dieses Buch ist in erster Linie eine Abrechnung -– und zwar mit all jenen, von denen sich der Ex-FDP-Politiker Jürgen Möllemann verkannt und verraten glaubt. Am schlechtesten kommen dabei Möllemanns ehemalige liberale Parteigenossen weg. Und die Rolle des Sündenbocks für die verlorene Bundestagswahl 2002 weist der Autor vehement von sich: Nicht er selbst mit seinem vermessenen „Projekt 18“ habe zur Wahlniederlage der FDP beigetragen, sondern das „Versagen“ des „Dr. Westerwelle“ als Kanzlerkandidat und die „Eifersucht, Feigheit, Dummheit und Trägheit großer Teile der Parteiführung“. In diesem Ton geht es weiter. Wer auch nur den Hauch von Selbstkritik erwartet hatte, sieht sich enttäuscht. Möllemann hält weder sein antiisraelisches Wahlkampf-Flugblatt für einen Fehler, noch relativiert er seine unsäglichen Äußerungen, wonach der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, durch sein Verhalten dem Antisemitismus hier zu Lande selbst Zulauf verschaffe. Vielmehr stellt sich der Autor als verfolgte Unschuld dar: Ein totalitäres Medienkartell habe ihn „öffentlich hingerichtet“, nur weil er ein „Andersdenkender“ sei. In unzusammenhängenden Kurz- und Kürzest-Kapiteln reißt Möllemann die unterschiedlichsten Themen an, von der Wehrpflicht über den Transrapid bis zum Treibhauseffekt, nie in die Tiefe gehend und stets nur mit der einen Botschaft: „Die da oben“ machen es falsch, aber er, Möllemann, kennt die richtigen Alternativen. Auch den Spekulationen über eine mögliche Parteigründung gibt Möllemann Nahrung: „Deutschland braucht eine neue Politik. Und wenn es erforderlich ist, auch eine neue Partei.“ Der Autor setzt dabei erkennbar auf jene Strategie, die Rechtspopulisten in anderen europäischen Ländern bereits erfolgreich angewandt haben: Er malt die Krise des Landes in den düstersten Farben, kritisiert die Politiker aller Parteien als unfähig und stilisiert sich selbst zum Heilsbringer und Anwalt der „kleinen Leute“: „Es ist höchste Zeit den Bürgern zu sagen: Ihr seid das Volk! Steht auf! Lasst euch dieses Spiel nicht mehr gefallen! Schließt Euch zusammen und zeigt den Politikern die rote Karte!“ Nachtrag: Am 5. Juni 2003 starb Jürgen Möllemann tragischerweise nach einem ungebremsten Fallschirmsprung. –Christoph Peerenboom