Sie brechen auf aus dem Ghetto, lassen sich weder vereinnahmen noch zu Objekten der Migrantenforschung machen – Kanakas, Migrantinnen der zweiten und dritten Generation. Feridun Zaimoglu, Feldforscher und inzwischen Leitfigur auf dem Kiez der Kanaken und Kanakas, läßt sie hier selbst zu Wort kommen – die Ausreißerin und die Streetfighterin, die junge Lehrerin, die autonome Kanaka aus der Berliner Hausbesetzerszene, die Putzfrau, die Bardame und das Schlampen-Girlie. Gemeinsam sind ihnen die mehrfach gebrochenen Verhältnisse, die Kampfansage an jede Art der Vereinnahmung, der Wille, in der deutschen Gesellschaft den eigenen Platz selbst zu bestimmen. Jede erzählt ihre Geschichte in diesem babylonischen Straßen-Credo, aus dem Kosmos Kanakistan jenseits aller Rollenzuweisungen. Ihre Statements in anarchistischem Straßendeutsch bereitet Zaimoglu auf die ihm eigene, poetische Weise auf und stellt so einen Kanon der Mißtöne auf.Feridun Zaimoglu, geboren 1964 in Bolu, Türkei, lebt seit fast 30 Jahren mit kurzen Unterbrechungen in Deutschland, seit 1985 in Kiel. Er studierte Kunst und Humanmedizin, ist Mitbegründer der türkischen Literaturzeitschrift ARGOS und Kolumnist für SPEX.