Erst spät erfuhr Edda Tunn, daß sie in einem Heim des Lebensborn e. V. geboren wurde, unter dem Dach der von Himmler ins Leben gerufenen und von der SS geführten Vereinigung, die den Nachwuchs für Hitlers Elite liefern sollte. Diese Nachricht wirft sie fast aus der Bahn. Sie beginnt zu forschen: Wer bin ich wirklich, wo komme ich her, wer war mein Vater? Und weshalb ging die Mutter ins Heim „Kurmark“? Ihre Recherchen legen nicht nur die Wurzeln ihrer Herkunft frei. Die autobiographische Forschung offenbart auch das Grundübel des 20. Jahrhunderts: Menschen paßten sich an und ein, sie verhielten sich so, wie es die jeweilige Obrigkeit von ihnen erwartete und auch forderte. Aus Mitläufern wurden schließlich Aktivisten, und am Ende mußten auch die Unbeteiligten und tatsächlich Schuldlosen dafür zahlen. Edda Tunn wurde nicht gefragt, ob sie in einem SS-Heim zur Welt kommen und neun Tage nach ihrer Geburt ihren Namen bei einer SS-Weihe erhalten wollte. Sie nahm diese Hypothek, die für sie zur Verpflichtung wurde, jedoch an.