Pilgertagebücher gibt es vom Jakobsweg schier unzählige, von Superprominenten bis hin zu eher ungelenk schreibenden Erstautoren. Aber ein Pilgertagebuch vom Franziskusweg? Ich kann mich nicht an ein einziges solches erinnern. Und jetzt begegnet mir eines, das zudem für Pilgertagebücher welches Weges auch immer erheblich aus dem Rahmen des Gewohnten fällt: Auf den ersten Blick erzählt ein Ehepaar lediglich von einer gelungenen zweiwöchigen Pilgerwanderung aber wie! Das Autorenpaar führt einen (technischen) Buchverlag und weiß, wie man Bücher macht: 200 ganzseitige Farbphotos machen die Tour zu einem visuellen Erlebnis, als sei man selbst gegangen, denn es sind nicht die touristischen Sehenswürdigkeiten, sondern Bilder vom Weg, vom Gehen, von den Quartieren und von den Menschen unterwegs. Gleichzeitig wird man unwillkürlich Zeuge einer Phase der Eheerneuerung der beiden. Gestartet in einer Krise ihrer Ehe, findet das Paar durch diese Tour wieder neu und tiefer zueinander. Davon berichten manche Photos, aber auch insbesondere die Tagebucheinträge von Simone Ochsenkühn, einer Frau, die nicht nur gut Bücher gestalten, sondern auch gut schreiben kann. Mit den Bildern und Einträgen fragt man sich wegen der Nähe zum Privaten der beiden zuweilen, ob man jetzt nicht doch zu nah dran ist und besser umblättert, aber in ihrer völlig natürlichen und meist ganz nüchternen Art gelingt diese Erzählweise dann doch als durchweg kurzweiliger persönlicher Reisebericht und ganz und gar nicht als eine Nabelschau. Nein, dazu ist die Auseinandersetzung mit dem oft beschwerlichen Weg in der großen Sommerhitze auf der einen Seite und mit den lustvoll-kulinarischen oder situationskomischen Erlebnissen auf der anderen Seite zu sehr der eigentliche Gegenstand dieses Reisetagebuches. Man erlebt Lust und Leiden der beiden absolut realistisch mit. Vermutlich ist man damit der Realität von Franziskus weitaus näher als bei der Lektüre von Luise Rinser. Ob man die Landschaft, in der der Franziskus aufwuchs und selbst wanderte, noch konkreter erleben kann als unser Autorenehepaar? Am Ende bleibt nicht nur die große Lust, ebenfalls diesen Weg einmal zu gehen zumal die beiden auch noch einen passenden, handlichen Wanderführer veröffentlich haben. Es bleibt auch die Vermutung, daß nach diesem Buch dieser Weg nicht mehr länger ein solcher Geheimtip sein wird. (Gereon Vogler – franziskanerbuch.de 14.6.2010)Zueinander finden 18. Juni 2009 Leben atmen ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Buch. Die Verfasser, ein Ehepaar, bekennen in der Einleitung, dass sie zweihundertfünfzig Kilometer auf dem Franziskusweg von Assisi nach Rom in fünfzehn Tagen gegangen sind, um unser Leben aus der wohl tiefsten gemeinsamen Krise zu führen. Das klingt nach mehr als einem sachorientierten Reiseührer, man darf auf eine schöpferische Überformung der äußeren Gegebenheiten hoffen – und wird nicht enttäuscht. Simone Ochsenkühn gibt dieser Mischform von Bericht, Beschreibung, Schilderung und Bekenntnis durch ein besonderes Layout eine leserfreundliche Form. Die Seiten des Buches sind in je drei Spalten gegliedert. Die Beschreibungen der Landschaften, Städte, Sehenswürdigkeiten sowie des Wegs sind auf den Randspalten so exakt und informativ, dass ein Nachwandern ohne zusätzliche Karten denkbar ist. Daneben stehen die Erlebnis- und Erkenntnisberichte von Simone Ochsenkühn sowie die Beobachtungen und Einsichten ihres Ehemanns Anton. Interessant werden die Ausführungen des Ehepaares, wenn sie die Schilderungen des anstrengenden und mühsamen Wanderns in der sommerlichen Hitze Italiens verlassen und sich ihrer jeweiligen inneren Befindlichkeit zuwenden. Dann wird in den getrennt geführten Tagebüchern deutlich, wie tief das Zerwürfnis und wie weit die Entzweiung vor dem Antritt der Pilgerreise gewesen sind. In einfachen Worten und Bildern, in ethischen Betrachtungen und in selbst erfundenen Fabeln werden Lieblosigkeit, Lügen und Untreue vergegenwärtigt, durchfühlt, durchdacht und manchmal bereut. Es ist das Echte, das Wahre an diesem Buch, dass solche Umkehr in leisen Tönen, oft nur in Andeutungen gezeigt wird. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass auf den meisten Fotos entweder die Frau oder der Mann zu sehen ist. Die Autoren haben sich gegenseitig fotografiert und einander gesucht, bei jeder Gelegenheit, an allen Tagen und an allen Orten. Das Schöne: Sie haben sich gefunden. Wissend, dass die Einheit immer gefährdet ist, auch künftig, heben sie zum Schluss noch hervor, wie tief und innig das gemeinsame Pilgern, das Naturerlebnis und einfach nur das Miteinander für sie gewesen sei. (A. W. – Frankfurter Allgemeine Zeitung 18.6.09)rojekt Leben atmen Pilgern Der Franziskusweg von Assisi nach Rom ein Geheimtipp für Italienliebhaber, die gut zu Fuß sind Der Jakobusweg ist zur Pilgerautobahn geworden. Nicht zuletzt war es ein Buch, das den langen Gang nach Santiago de Compostella zu einer Massenbewegung machte: Harpe Kerkelings Bestseller Ich bin dann mal weg . Abseits solcher Pilgerscharen und Riesenauflagen bewegen sich Simone und Anton Ochsenkühn mit ihrem Projekt Leben atmen einem im Selbstverlag publizierten Buch, das sie nach ihrer Pilgerwanderung auf dem Fanziskusweg von Assisi nach Rom geschrieben haben. 250 Kilometer in 15 Tagen für das Ehepaar aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, wurde diese Pilgerreise in der Augusthitze zur intensivsten Erfahrung unseres bisherigen Lebens . Die Wanderung durch Italien war auch eine Art Paartherapie, wie die Autoren schreiben. Wir kamen verändert zurück. Doch das Buch ist bei aller persönlichen Prägung durchaus praxistauglich mit allem Service, den man erwartet, von detaillierten Streckenbeschreibungen und kleiner Ortskunde über Übernachtungsadressen und Gastronomie an der Wegstrecke bis hin zu Tipps für Ausrüstung. Ein Tagebuch mit zwei Perspektiven und sehr viel Service Das 352 Seiten starke Pilgerbuch ist professionell, ansprechend und originell auf- und ganz selbst gemacht: von den Texten über die vielen individuellen Farbfotos bis zur Gestaltung. Es ist ein unterhaltsames Buch zum Nachempfinden und zum Nachwandern, wenn auch für den Rucksack vielleicht zu schwer … Tag für Tag, Etappe für Etappe haben Simone und Anton getrennt Tagebuch geführt, vom Aufbruch bis zur Ankunft ihre Eindrücke und Stimmungslagen formuliert. Das Buch führt diese beiden von der Unmittelbarkeit des Erlebens geprägten Logbücher einer Pilgererfahrung nun zusammen eine vergnügliche Lektüre. Leben atmen könnte vor allem denen gefallen, die ihre Pilgerwege und Reisebücher ein wenig abseits des Mainstreams suchen. (Michael Schreiner – Augsburger Allgemeine 13.1.2009)