Rezensenten sind auf der Welt, damit die Meckerei nicht ausstirbt. Also: Das Buch ist zu kurz und dürfte an manchen Stellen wieder knapper sein. Knapper: Es wäre hilfreich, wenn die Porträtierten zu Beginn oder am Ende des Porträts lexikonartig vorgestellt würden: Lebensdaten, Hauptlinien der Vita, wichtige Veröffentlichungen, knappe Einordnung. Und wo ist das Buch zu kurz? Der Rezensent hätte sich einfach noch mehr dieser so überaus gelungenen Porträts gewünscht, die Ernst Fischer so gut zu zeichnen versteht. Man spürt immer sofort, ob man gerade ein Autorenbuch liest oder ein Verlagsbuch: Verlagsbücher sind ausgedacht („Wir bräuchten ein Buch über…“). Nach dem Ausdenken wird dann ein Verfasser gesucht; seltener Glücksfall, wenn das Projekt auf die Leidenschaft des Schreibenden stößt. Dies ist ein Autorenbuch. Autorenbüchern merkt man die Liebe zum Gegenstand an. Fischer, Wissenschaftshistoriker aus Konstanz, schiebt sich nicht in den Vordergrund, aber er vertritt doch immer eine Meinung zu seinen Helden und er sagt sie auch deutlich. Das hebt den Band aus der Menge ähnlicher Sammelbiografien heraus, die meist von mehreren Autoren verfasst sind. Fischers Porträts sind wirklich Bilder der Porträtierten und ihrer wissenschaftlichen Leistungen. Der Leser fühlt sich wie bei einer jener seltenen Museumsführungen, bei denen der Besucher merkt: Der Führende spricht als ein Liebender, aus täglichem vertrauten und bewundernden Umgang. Eigentlich Unfug, Physik ohne Mathematik verstehen zu sollen: Das geht nicht. Fischer gelingt es trotzdem — herausragend beim Planckschen Wirkungsquantum –, auch Nichtmathematikern eine Ahnung zu verschaffen, worum es geht. Hochachtung. –Michael Winteroll