Wenn eine bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens ein Buch schreibt, so handelt es sich normalerweise um eine Autobiographie. Wenn diese Persönlichkeit zusätzlich einen außergewöhnlichen Lebenswandel hinter sich hat, so wird dieses Buch zumeist auch ein Bestseller. Insofern ist Joschka Fischers Buch Mein langer Lauf zu mir selbst von vornherein prädestiniert, Top-Verkaufszahlen zu erzielen. Und in diesem Fall sind diese durchaus gerechtfertigt. Die Veränderung des aktuellen Außenministers vom „wandelnden Faß“ zum laufenden Asketen ist wohl niemandem entgangen, der sich auch nur etwas mit der Tagespolitik beschäftigt. Wie es dazu gekommen ist, schildert Fischer beeindruckend ehrlich und offen, mit Stolz, jedoch ohne daß seine Worte prahlerisch wirken. Er liefert dabei weniger eine Anleitung zum Abnehmen, sondern erzählt seine ganz persönliche Geschichte, die einen gewissen Vorbildcharakter nicht verhehlen kann. Im Mittelpunkt steht bei Fischer die bewußte Umprogrammierung des eigenen Lebensstils, ohne die eine solche Veränderung sicherlich nicht möglich ist, und bei der das Laufen eine entscheidende Rolle gespielt hat. Aus dem Mittel zum Zweck wurde eine für das Wohlbefinden notwendige Tätigkeit, die man allerdings nicht als Sucht bezeichnen sollte, und die in der erfolgreichen Teilnahme an einem Marathonlauf gipfelte. Ein sehr positiv geschriebenes Buch, das den Leser zum Nachdenken über seinen eigenen Lebenswandel anregt. –Jens Keuchel
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.