Der dritte Teil der Nervensägen „Ein langer Weg“:Es kam eine Entwicklung zum Abschluss, die weder absehbar noch beeinflussbar war, die einfach so geschah und mich in ihren Strudel mitnahm. Ein Strudel, in dem alles Kämpfen und Kraulen nichts half und jeder Versuch ans Ufer zu gelangen, bereits im Ansatz zum Scheitern verurteilt war, ein Strudel, aus dem ich mich über vier Jahre meiner Erkrankung, phasenweise an einen Ast klammern konnte, jedoch immer wieder abrutschte. Aber es war ein Strudel, in dem ich nicht versinken würde, ein Strudel, der, wenn einmal überwunden, zu einem neuen Lebensabschnitt führen würde. Und nun war es sicher, dass ich bald am Ufer ankommen würde und ich dort ein neues, anderes Leben erfahren würde, ein Leben mit neuen Inhalten, neuer Gewichtung und vor allen Dingen ein Leben mit dem Blick auf mich selbst und die Menschen und Dinge, die wirklich wichtig sind. Ein Leben mit meiner MS und nicht ein Leben gegen meine Erkrankung. Ich werde es ihr in der zwangsweisen Wohngemeinschaft nicht zu bequem machen. Sie wird kein kuscheliges Plätzchen bei mir bekommen und ich werde ihr niemals dankbar sein. Ich werde sie dulden und manchmal, wenn ich genug Kraft gesammelt habe, dann werde ich ihr, aus dem Hinterhalt heraus, einen ordentlichen Tritt verpassen und sie verwundern mit Dingen, die ich machen werde, Dinge mit denen sie nie gerechnet hätte. Und bei jedem dieser Tritte wird sie deutlich spüren, wer im Haus die Hosen anhat. Ich werde alles tun, was mir gut tut und sie damit in ihre Grenzen weisen. Grenzen, die sie mir aufzeigt, werde ich neu stecken und Gelegenheiten und Zeit nutzen, ihre Grenzen vielleicht völlig zu durchbrechen.Ein langer Weg Krankengeld, Pflegestufen, Rehabilitationsmaßnahmen,Begutachtungen, Sorgen, Nöte, Gedanken, Abschiede und Rente