Ich hab mich schon lange nicht mehr beim Lesen einer Biografie so amüsiert wie bei Dieter Bohlen. Gnadenlos, schamlos, bedenkenlos legt er bei allem, was gut und teuer ist in der Musikbranche, den Finger dahin, wo’s garantiert weh tut. Jeder kriegt sein Fett weg. Ob Kollegen, die er produzierte (Chris Norman: „Bei ihm lief sozusagen gar nichts mehr außer der Nase“. Howard Carpendale: „Da war jemand fünfundzwanzig Jahre Profi im Musikgeschäft und wusste noch nicht mal was Dolby ist!“ Engelbert: „Dieser Engelbert musste fast taub sein, jedem anderem wäre bei der Dezibel-Zahl längst das Blut aus der Nase gekommen!“), oder ob Kollegen von Film, Funk und Fernsehen, Dieter deckt voller Genuss ihre Schwächen auf. Doch die meisten werden das Buch wohl wegen der Bohlen’schen Love-Affairs kaufen. Und die kommen teilweise voll auf ihre Kosten, teilweise allerdings nicht. Denn wer auf intime Details aus Bohlen-Betten gehofft hat, wird enttäuscht. Pornografisches findet nicht statt. Aber man erhält einen detaillierten Einblick, wie seltsam und vielfältig doch die Gespielinnen von Dieter, dem Großen, waren. Brigitte Nielsen, der dänische Wirbelwind, die zum flotten Dreier bat; Naddel, die Lethargische, mit dem fatalen Hang zum Schampus; Daliah Lavi, die Exotische, die ihm einiges beibrachte; und natürlich Verona Feldbusch, die egozentrische Zicke, die selbst einen Engel zur Weißglut gebracht hätte. Und besonders amüsant: die Stories über Nora, die Furchtbare, die als Anhängsel von Thomas Anders Modern Talking zum Tod verurteilte. Natürlich ist diese Biografie kein literarisches Meisterwerk, sondern im wenig hochwertigen Stil der „Bohlen-Schnauze“ geschrieben. Ein bisschen zuviel „supi“ oder „gruselig“ oder „krass“ für meinen Geschmack — aber zur Story passt es ganz gut. Fazit: vollmundiger und süffiger Klatsch und Tratsch über Leute, die jeder kennt. –Julia Edenhofer