Die Schematerapie schlägt eine Brücke zwischen der klassischen Verhaltenstherapie und der Psychoanalyse und berücksichtigt systematisch emotionale und biografische Aspekte. In der therapeutischen Praxis mag der strenge akademische Schulenstreit nie eine große Rolle gespielt haben, gleichwohl liegt mit diesem Buch die erste wissenschaftliche Darstellung eines deutschen Autors vor, der sich intensiv mit dieser Therapieform beschäftigt hat. Sie hat sich übrigens in einer Meta-Analyse des großen Psychotherapieforschers Grawe empirisch als sehr wirksam erwiesen hat. B-E-A-T-E: Benennen, Erkennen, Anerkennen, Trennen, Einbrennen – das sind die fünf Schritte, mit denen eine Verhaltensänderung eingeleitet werden kann. Schritte, mit denen in der Kindheit verankerte Muster, Ängste und Auffälligkeiten erkannt und von aktuellen Auslösesituationen abstrahiert werden können. Dabei gibt der Autor, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin, eine wohl dosierte Menge illustrierender Fallbeispiele und konkreter, rollenspielerischer Ansätze vor, die die integrativen Ideen der Schematherapie in die therapeutische Praxis überführen. Das Ergebnis ist eine umfassende, erlebnisnahe Klärungsarbeit in Verbindung mit dem strukturierten Einsatz handlungsbezogener Techniken (schriftliche Arbeitsblätter, praktische Übungen und Hausaufgaben u.v.m.). Das hilft – erwiesenermaßen auch bei den sonst so unbeliebten Patienten mit Persönlichkeitsstörungen oder -akzentuierungen. Es überrascht daher nur wenig, dass der Autor einen kleinen Ausflug in die Forensik unternimmt: Diese Therapieform ist ohne Zweifel auch geeignet für den Härtetest in Maßregel- oder Justizvollzug, wo die persönlichen und institutionellen Widerstände besonders ausgeprägt sind und praktikable therapeutische Werkzeuge daher besonders wichtig. Fazit: Ein für Therapeuten gutes und wichtiges Buch, weil es ihre tägliche Arbeit auf ein breites empirisches Fundament stellt und systematisch integriert, was im therapeutischen Alltag – eigentlich schon immer – zusammengehörte: Verhaltenstherapie und psychodynamische Ansätze. –Dr. Stefan Rusche, Literaturtest